Hilfsrhetorik ist gut, mehr Geld ist besser
Wer darauf hofft, dass der Flüchtlingsstrom in Richtung Europa schwächer wird, muss vor Ort helfen.
Flüchtlingskrise
Allen Politikern, die behaupten, syrische Flüchtlinge außerhalb des Bürgerkriegslandes seien in Sicherheit und hätten keinen Grund für eine Flucht nach Europa, sei empfohlen: Er (oder sie) setze sich einen Monat in ein ungeheiztes Kellerloch und versuche mit 20 Euro Nothilfe der UNO zu überleben. Und: keine Medizin, keine Schule für die Kinder, keine Kleidung zum Wechseln, keine Arbeit, keine Perspektiven. Genau: Er (oder sie) wird früher oder später versuchen, an einen Ort zu gelangen, wo man nicht nur überleben, sondern auch Hoffnung schöpfen kann.
Die internationale Staatengemeinschaft hat wohl einige Milliarden Euro gespendet, aber angesichts der größten humanitären Katastrophe seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges geradezu lächerlich wenig. Immer blieben die Hilfszusagen nur bei der Hälfte der versprochenen Summen. Und auch heute, bei der Geberkonferenz in London, kann man darauf wetten, dass den Beteuerungen nicht immer Taten folgen werden. Wer darauf hofft, dass der Flüchtlingsstrom in Richtung Europa schwächer wird, muss vor Ort helfen: In den vor Kälte steif gefrorenen Zelten in der libanesischen Bekaa-Ebene, in den in die jordanische Wüste gesetzten Container-Städten, in den türkischen Massenlagern. Die Hilfsprogramme, sie wären da – wie etwa eines des UN-Kinderhilfswerkes, das heuer drei Millionen syrische Kinder in- und außerhalb Syriens wieder in Schulen zurückbringen will. Kosten: eine Milliarde Euro. Die müssen wir aufbringen, sammeln, spenden und insofern auch gut investieren, als ein gut untergebrachtes syrisches Schulkind seinen Eltern vielleicht ein wenig den Druck nimmt, immer weiter fliehen zu müssen.