Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Gutes Essen muss etwas wert sein

Die Förderpolitik hat das Image der Landwirte beschädigt.

Dr. Martina Salomon
über das neue EU-Budget

Wollen Sie die Geschichte Ihres Schnitzels am Teller genauer kennen? Möglichst bio sollte Fleisch nach Meinung der Österreicher sein, made in Austria, aber schon im Sonderangebot. Und das Schwein soll, bitteschön, kein gentechnisch verändertes Futter gefressen haben. Die Bauern werden sich schon darum kümmern. Doch wenn es um Landwirtschaft geht – wie vergangene Woche beim beinharten Ringen um das EU-Budget –, dann sind immer gleich Milliardenbeträge im Spiel. Österreich wird zwar etwas weniger Geld aus Brüssel für den ländlichen Raum bekommen, hat aber letztlich gut verhandelt. Wir sind in Wahrheit (immer schon) Europameister im Abholen von EU-Subventionen. Das ist auch ein Verdienst der oftmals gescholtenen Bauernkammer-Bürokratie.

Aber warum braucht die Landwirtschaft so unglaublich hohe Fördersummen? Immerhin zahlen die Konsumenten doch angeblich immer mehr für Lebensmittel, und dennoch hängen die Bauern am Subventionstropf. Kriegt da jemand zu viel Geld?

Ohne Prämien geht’s nicht

Die Förderpolitik hat das Image der Landwirte beschädigt. Dabei würden die meisten Bauern lieber bessere Marktpreise erzielen, statt als Subventionsempfänger zu gelten, die man sogar bezahlen muss, wenn sie einen Acker brach liegen lassen. Aber solche Prämien werden weiterhin notwendig sein, auch wenn damit natürlich schon oft Schindluder getrieben wurde. Ohne Subventionen wäre die (zu) klein strukturierte heimische Landwirtschaft gegenüber der mächtigen Agrarindustrie, etwa in den USA, nicht wettbewerbsfähig. Rund 170.000 bäuerliche Betriebe gibt es in Österreich, 110.000 davon sind Nebenerwerbsbauern. Jene „Schreibtischtäter“, die gerne die Agrar-Subventionspolitik geißeln, könnten also, nebenbei bemerkt, mit derselben Verve Unternehmen wie die ÖBB kritisieren, die nur machtlos zuschauen, wie ihre pragmatisierten oder sonst gut vor Kündigung geschützten Mitarbeiter zur Erntezeit gerne im Krankenstand sind, um ihre Felder zu bestellen.

Prämien sind auch notwendig, damit keine Überschüsse produziert und regionale Unterschiede ausgeglichen werden (Bergbauern haben es eben schwerer). Die Pflege und Erhaltung der heimischen Berglandschaft hat einen Preis, genauso wie der biologische Anbau und die traditionelle Sorten-Vielfalt. In diesem „Feld“ hat Österreich eine internationale Erfolgsgeschichte hingelegt, wir sind Weltmeister in „Bio“. Das ist übrigens auch ein Verdienst der Handelsketten. Wobei trotzdem zu hoffen ist, dass es wie bei Brot bald auch bei Fleisch eine Renaissance des kleinen Fleischhauers ums Eck gibt. Und was die Preise für die Konsumenten betrifft: 1950 haben die Österreicher 45 Prozent ihres Einkommens fürs Essen ausgegeben, heute sind es 12 Prozent, obwohl ein Viertel davon im Müll landet.

Gesunde, unter fairen Bedingungen erzeugte Lebensmittel müssen uns etwas wert sein.