Ganztagsschule – für die, die sie brauchen
Von Ute Brühl
Ohne Ganztagsangebote für diese Schüler wird es nicht gehen.
über Defizite, die weder in Volksschule noch Neuer Mittelschule ausgeglichen werden
Nein, die Botschaft ist nicht neu: Jeder dritte Jugendliche verlässt die Schule und hat massive Defizite beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Schon bei der Einschulung wird meist sichtbar, welches Kind am Ende scheitern wird, wie die Volksschuldirektorin Andrea Holzinger anschaulich berichtet (Seite 20).
"Die Sprache der Kinder verarmt, weil zu wenig vorgelesen wird", stellt sie fest – und zwar bei Migranten und Österreichern. Bildung ist nämlich keine Frage der ethnischen Herkunft, sondern der sozialen Schicht. Diese Defizite auszugleichen, schaffen meist weder Volksschule noch Neue Mittelschule. Daran hat noch keine Bildungsreform etwas geändert, und auch die jetzige wird nur ansatzweise Erfolge bringen.
Denn wer wissen will, was diesen jungen Menschen helfen würde, muss diejenigen fragen, die die Praxis kennen: Lehrer und Lehrerinnen, die täglich im Klassenzimmer stehen. Und die sagen unisono das Gleiche – egal aus welcher ideologischen oder politischen Ecke sie kommen: Ohne Ganztagsangebote für diese Schüler wird es nicht gehen. Das heißt jetzt nicht, dass die Ganztagsschule flächendeckend eingeführt werden muss – die Wahlfreiheit für Eltern sollte bleiben.
Das alles kostet. Stimmt. Doch jeder, der über das Geld jammert, sollte sich im Klaren sein, dass dieses Sparen teuer kommt. Laut OECD kostet jeder dieser Schüler den Staat im Laufe seines Lebens durchschnittlich 1,8 Millionen Euro. Investitionen in Ganztagsangebote wären da vergleichsweise ein Klacks. Der Haken: Die Rendite fährt man erst in zehn, zwanzig Jahren ein – das ist wesentlich länger als eine Legislaturperiode dauert.