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Frauenpolitik abseits der Binnen-I-Debatte

Haben wir auch noch andere Sorgen? Doch, aber nicht mehr so große wie zu Johanna Dohnals Zeiten

Dr. Martina Salomon
über Frauenpolitik

Es scheint, als wäre die frauenpolitische Diskussion in Österreich beim Binnen-I hängen geblieben – und bei so mancher überflüssiger "Gender"-Debatte. Sonst alles erledigt? Nein, noch nicht.

Barbara Prammer hätte eine kleine Chance gehabt, erste österreichische Bundespräsidentin zu werden. Nur eine kleine deswegen, weil sie dafür erstens gewichtige Konkurrenten in der SPÖ hätte ausstechen müssen. Zweitens, fast noch schwieriger: Sie hätte die Wähler überzeugen müssen. Man weiß, dass gerade Frauen nicht so gerne Spitzen-Frauen wählen – und an Politikerinnen härtere Maßstäbe anlegen. Klar, Prammer selbst hatte einst zur Kandidatur von Benita Ferrero-Waldner kühl gemeint: "Frausein ist noch kein Programm". Mannsein zieht aber in der Politik offenbar mehr, könnte man anfügen.

Auch die griffigen Forderungen der Prammer-Vorgängerinnen im Frauenministerium sind noch nicht ganz erfüllt: Frauenquoten (Johanna Dohnal) oder das berühmte Halbe-Halbe (Helga Konrad). Tatsache ist: Frauen überholen die Männer bei der Bildung, doch die Männer haben sich nicht im selben Ausmaß die Familienarbeit "erobert". Aber viele Väter, das muss auch einmal festgehalten werden, kümmern sich um ihre Kinder deutlich mehr als die Väter-Generation davor.

Familienministerin Sophie Karmasin denkt nun über einen "Partnerschaftsbonus" nach, um größere Anreize für die Väterkarenz zu setzen. Darüber könnte man ruhig reden – sogar ohne den automatischen Abwehr-Reflex des Koalitionspartners SPÖ, der meint, in Sachen Frauenpolitik himmelhoch über allen anderen zu stehen. Aber das ist leider Illusion. Klar, es gibt noch einiges zu tun – vor allem beim Ausbau ganztägiger Schulen. Aber sehr viel ist bereits erreicht. (Fast) Niemand hindert Frauen mehr daran, ihren Mann zu stehen.