Europas Suche nach der Zauberformel
Aber den Rettern das Retten zu verbieten, wird Tausende Menschen das Leben kosten.
Migrationskrise
Wer in der Flüchtlingskrise einen Schuldigen sucht, findet ihn neuerdings in den Hilfsorganisationen. Man müsse die privaten Retter daran hindern, die Migranten im Mittelmeer an Bord zu holen – und schon würde der Flüchtlingsstrom verebben, behauptet so mancher Politiker. Aber den Rettern das Retten zu verbieten, wird nur Tausende Menschen das Leben kosten. Und an den Gründen, an Not und Perspektivenlosigkeit in ihrer Heimat, deretwegen so viele afrikanische Migranten überhaupt in die Boote steigen, wird dies auch nichts ändern. Hinter den absurden Attacken auf die Helfer steht wohl nichts anderes als der Wunsch: Die illegale Migration, wie sie derzeit von Afrika her unstoppbar scheint, möge einfach enden. Oder zumindest wieder auf ein Maß zurückschrumpfen, das kontrollierbar wird.
Dieser Wunsch ist legitim. Mehr noch, er ist vernünftig. Das Problem dabei: Mit den derzeit vorhandenen politischen Werkzeugen ist er nicht umsetzbar. Die EU legt wieder einen allerneuesten Maßnahmenkatalog vor – mehr von allem, was man schon kennt: mehr Geld, mehr Grenzschutz, mehr Rückführungen. Also keine Zauberformel. Im besten Fall ein Not-Reaktionsprogramm, das vielleicht in ein paar Jahren umfassender greift.
Irgendwann aber wird die EU mehr aufbieten müssen als ein paar Milliarden Hilfe hier, eine Mission dort und gut gemeinte, aber immer zu spät angesetzte Maßnahmen. Parallel zum verstärkten Grenzschutz wird es unerlässlich sein, Afrika langfristig zu stärken und den Kontinent aufbauen zu helfen. Ein Mega-Projekt für Jahrzehnte? Eine Art überdimensionaler Marshall-Plan für Afrika oder wie immer man es sonst nennen könnte? Mag sein. Aber wenn Europa nicht immer weiter gegen illegale Migrationsströme ankämpfen will, sollte die EU besser schon heute damit beginnen.