Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Eine Metropole schläft sonntags nie

Zumindest dort, wo Touristen sind, müssten offene Läden eine Selbstverständlichkeit sein.

Dr. Martina Salomon
über die Sonntagsöffnung

Die Argumente der Öffnungsgegner haben etwas für sich: Der Sonntag sollte der Familie gehören – ein freier Tag, an dem der Götze Konsum nicht angebetet wird (wenn man schon nicht in die Kirche geht). Und: Sollte der Sonntag zum "normalen" Arbeitstag werden, dann besteht die Gefahr, dass die Zuschläge irgendwann aufgeweicht werden. Darüber zu verhandeln ist Sache der Gewerkschaften. Sie bremsen, so wie der Wiener Bürgermeister. Aber Sonntagsarbeit gibt es längst in vielen anderen Branchen. Im Handel wäre sie eine zusätzliche Beschäftigungs- und Verdienstchance. Dass der Bedarf da ist, beweisen jeden Sonntag die Kundenschlangen in den geöffneten Bäckereien und Bahnhofsläden.

Wenn Wien eine Metropole sein will, dann sind geschlossene Geschäfte, an denen Abertausende Touristen vorbeiströmen, ein Witz – speziell vor Weihnachten und ganz speziell in Krisenzeiten, wo man um jeden Kunden kämpft (der im Internet 24 Stunden lang shoppen kann). Am Montag sind die Gäste wieder weg. In Deutschland haben die Geschäfte daher zumindest an einigen Sonntagen im Jahr geöffnet. Heimische Firmen klagen über schlechte Umsätze im November: Das Wetter passte nicht, die Bürger sparen oder begeben sich zur Schnäppchenjagd ins Netz. Leider wird dabei oft null Wertschöpfung in Österreich erzeugt. Ist das den Konsumenten bewusst?

Kundenbetreuung und Einkauf mit Entertainment sind die Überlebenschancen des stationären Handels. Zumindest dort, wo Touristen sind, müssten offene Läden eine Selbstverständlichkeit sein. Die Shopping Citys auf der grünen Wiese hingegen können Sonntags ruhig geschlossen bleiben. Das wäre wenigstens eine Maßnahme zur Belebung der zunehmend verödenden Stadtkerne.