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Die Kulturnation ist in akuter Gefahr

Die Warnung des Burgdirektors kommt zur richtigen Zeit. Eine neue Regierung müsste dringend reagieren

Gert Korentschnig
über die Kulturnation

Nur zwei Politiker waren als offizielle Vertreter beim Festakt „125 Jahre Burgtheater am Ring“: Bundespräsident Heinz Fischer und Kulturministerin Claudia Schmied. Der eine hat, auch in Kulturfragen, in erster Linie repräsentative Aufgaben. Die andere ist höchstens noch ein paar Wochen im Amt.

Diese Ignoranz gegenüber der wichtigsten Bühne im deutschsprachigen Raum ist einer Kulturnation unwürdig. Aber leider drücken sich viele Politiker vor der Konfrontation und vor notwendigen Maßnahmen.

Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann brachte es in seiner angriffigen Rede auf den Punkt: Wenn es nicht rasch mehr Geld gäbe, sei das Theater in seiner jetzigen Form existenzbedroht. Wolle man keinen Schuldenberg anhäufen, müsse man an ein kleineres Ensemble, an ein reduziertes Programm, die Streichung von Kinderstücken und sogar die Schließung des Akademietheaters denken. Der Zeitpunkt seiner Rede war klug gewählt: Jetzt, vor der Regierungsbildung, geht es ums Abstecken von Positionen und um ein Bekenntnis zum Selbstbild als Kulturland. Diese Agenden neuerlich einem Minister als Rucksack zu einem viel größeren Ressort umzuhängen, wäre ein Fehler.

Nun ist die Burg im Vergleich zu anderen Bühnen immer noch luxuriös ausgestattet. Aber das Schüren von Neid, der Verdrängungswettbewerb, das darwinistische Prinzip bringt im Kulturbereich gar nichts. Kunst kostet Geld – aber sie spielt über Umwege immer mehr ein.

Die Verhandlungsteams der Parteien müssen sich klar werden, ob sie die Kulturnation stärken wollen oder Verhältnisse wie in Spanien riskieren. Dort wurden innerhalb von drei Jahren das Budget und damit auch die Kulturaktivitäten um 49,8 Prozent gekürzt. Sogar in Deutschland ist die Kulturkrise längst angekommen.