Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Am System Blatter sind viele schuld

Der FIFA-Präsident blieb so lange an der Macht, weil alles wie geschmiert lief. Zum Schaden des Fußballs.

Dr. Helmut Brandstätter
über das System Blatter

Schadenfreude ist ja prinzipiell ein unsympathischer Wesenszug. Aber jeder Fußballfreund, der seit Jahrzehnten die Korruption im Weltverband FIFA verfolgte, mochte zu Recht ein wenig schmunzeln, als die Verhaftung von sieben führenden Funktionären bekannt wurde. Enges Gefängnisbett statt der gewohnten Luxussuite. Dass Sepp Blatter auf freiem Fuß blieb, war logisch. Er war stets noch schlauer als geldgierig, sollen doch die anderen die Hand aufhalten, das hat er doch nicht nötig, er hat die ganze FIFA, die ihn zum reichen Mann machte.

Ebenso unehrlich wie die Spitze des Fußballverbandes sind jetzt die Absetzbewegungen. Seit 1986, also seit fast 30 Jahren, müssen wir regelmäßig von dicken Briefkuverts lesen, die so machen Delegierten dazu bewog, für bestimmte Austragungsorte von großen Turnieren zu stimmen. Welchen Grund hätte es sonst gegeben, ein Fußballturnier im Hochsommer in einem arabischen Land auszutragen? Ja, ja, es gilt die Unschuldsvermutung, jedenfalls für alle, die an das Christkind glauben.

Und die Sponsoren – die wollen erst jetzt erfahren haben, dass sie inmitten eines korrupten Systems stecken? Wer soll das denn glauben? Sie haben doch selbst vom System Blatter profitiert, in dem es eben nur am Rande um Sport, vor allem aber ums Geschäft ging. Und der europäische Verband UEFA hat auch nicht immer nach den Regeln von Transparency International gelebt, ist also auch nur bedingt glaubwürdig. Warum haben sich die Europäer nicht längst von der FIFA verabschiedet?

Blatter muss bleiben. Denn wenn er sein Büro verlässt und seine Vergangenheit aufgearbeitet wird, dann ist der König endgültig nackt, aber nicht nur er.