Trumps Erfolgsrezept: Frechheit siegt
Der Geschäftsmann Trump hat eine neue Marke erfunden: Trump, der Retter Amerikas.
über die US-Vorwahlen
Zwei haushohe Gewinner hat dieser Super Tuesday gebracht - Donald Trump auf republikanischer und Hillary Clinton auf demokratischer Seite. Aller Voraussicht nach werden die beiden einander im Duell um das Präsidentenamt gegenüber stehen. Und wer meint, für die mit allen politischen Wassern gewaschene Ex-Außenministerin werde der Wahlkampf gegen den erratischen Milliardär ein Spaziergang, der irrt gewaltig. Bill Clinton mit seinem feinen Gespür für die Stimmung im Wahlvolk schlug schon vor Wochen Alarm: Donald Trump sei ein gefährlicher Gegner seiner Frau. Und der schwerste Fehler wäre es überhaupt, den verhaltensauffälligen Geschäftsmann zu unterschätzen.
Die Republikanische Partei tat dies - und zahlt nun einen hohen Preis dafür. Die konservativen Parteigranden haben - jahrelang - übersehen, dass ihre Basis rebelliert und sich einen Kandidaten mit größtmöglichem Outsider-Faktor wünscht. Dem Großteil des republikanischen Establishments mag es beim Gedanken an den unbeherrschten Baumagnaten den Magen umdrehen. Aber die offizielle Nominierung Donald Trumps zum Präsidentschaftskandidaten der Grand Old Party ist nun, nach dessen Durchmarsch am Super Tuesday, kaum mehr zu verhindern.
Das Erfolgsezept des polternden Geschäftsmannes liegt darin, die Ängste und Frustationen der Menschen anzusprechen: Die USA vor dem Niedergang, Jobverlust ans Ausland, illegale Immigrantenhorden und schwächelnde Politiker, die nichts auf die Reihe bringen. Das ist kurz gefasst die Schreckensbotschaft, die der Milliardär seinen Wählern vermittelt. Und aus dieser Misere, so lautet die Folgerung daraus, kann nur Donald Trump das Land holen. Anders gesagt: Der Geschäftsmann Trump hat eine neue "Marke" erfunden: Trump, der Retter Amerikas. Der nächste Superheld.
Anti-Politiker
Absurd ist nur, dass ihm seine simplen und undurchführbaren Rezepte so viele Menschen glauben. Wenn er im Business so erfolgreich war, bekommt man von seinen Anhängern gebetsmühlenartig zu hören, dann schafft er es auch in der Politik. Was einer wie Trump, der grob austeilt und unter Druck ausflippt, aber mit Sicherheit nicht schafft, ist die Kunst des Kompromisses. Mit dem Narziss Trump ist nicht einmal ein kontroversielles Gespräch möglich, das haben alle bisherigen TV-Debatten bewiesen.
Wie aber soll der deklarierte "Anti-Politiker" konkret Politik machen? Für seine Wähler scheint diese Frage ebenso unwichtig zu sein wie für "The Donald" höchstselbst. Was zählt, ist die Rote Karte der Wähler für ihre etablierten Politiker. Und was zählt, ist der Unterhaltungswert des Entertainers Trump, sein verbales Umsich-Schlagen, die Lacher auf seiner Seite.
Polit-Vollprofi Hillary Clinton hat allen Grund, auf der Hut zu sein. Auch auf demokratischer Seite ist Frust auf das politische Establishment zu spüren. Populist Donald Trump, der sich um ideologische Parteigrenzen herzlich wenig schert, wird ohne die geringsten Skrupel auch auf demokratischem Wählergelände aufmarschieren.