Kurdischer Frühling
Von Walter Friedl
So betrachtet: Gewinner auf allen Seiten
über eine möglicherweise historische Lösung
Die geplante Waffenstillstands-Erklärung von PKK-Führer Öcalan ist der große Durchbruch im türkischen Kurden-Konflikt. Endlich – nach 30 Jahren Kampf und 40.000 Toten.Warum gerade jetzt?
Dafür gibt es drei Gründe. Regierungschef Erdogan will Staatschef werden, vorher aber per Verfassungsänderung das repräsentative Amt zum Epizentrum der Macht umgestalten. Der Deal: Die Kurden erhalten mehr Rechte, dafür stimmen deren Abgeordnete im Parlament für ein neues Grundgesetz. Zum Zweiten brachten die Ereignisse in Syrien Erdogan unter Zugzwang.
Dort kontrollieren Kurden weite Landesteile. Pläne eines Groß-Kurdistan von Syrien über die nordirakische Autonomie-Region bis zu den türkischen Kurden-Gebieten machten die Runde. Und schließlich kann Erdogan die von ihm angestrebte Rolle eines regional und global players nur dann glaubwürdig ausfüllen, wenn er den Konflikt im eigenen Haus zu lösen vermag. So betrachtet: Gewinner auf allen Seiten, die sich die Früchte auch durch Störfeuer nicht mehr nehmen lassen werden.