Wenn’s knallt, nützt das niemandem
Von Evelyn Peternel
Die mächtigen G20 interessiert der Krawall der Autonomen nicht – er trifft nur die Schwächsten.
über die Krawalle in Hamburg
Wer einen 1. Mai in Berlin erlebt hat, weiß: Deutschland hat eine linke Szene, von der Gleichgesinnte in Österreich nur träumen können. Man weiß aber auch: Deutschland hat eine Polizei, die aus der Erfahrung mit Pflasterstein-Werfern und Böller-Schmeißern gelernt hat – sie setzt auf Deeskalation. Zu der gehört das unfreundliche "Bierflasche weg!" ebenso wie das freundliche "Ich schenk’ Ihnen das Bier in einen Becher". Das freut Polizisten und friedliche Demonstranten.
Die Hamburger Polizei ist, was das angeht, eigentlich geübt. Dass es in der Hansestadt dennoch regelmäßig knallt, liegt daran, dass Polizei und Szene einander nichts schenken – seit Jahren schon: Die Exekutive greift immer hart durch, und die "Rote Flora"-Truppe, die auch die Demo am Donnerstag organisierten, sagt offen, dass sie das Gewaltmonopol des Staates nicht akzeptiert. Ihre Methode heißt "Widerstand durch Sachbeschädigung" – doch die ist ein Trugschluss: Die Saturiertheit der Mächtigen, die unfairen Bedingungen der Welt, gegen die man kämpft , ändern sich so nicht; und die Ziele der "Sachbeschädigung" sind nicht die, gegen die protestiert wird – die sitzen dinierend in ihren bewachten Hotels. Die Opfer sind jene, die das Gewaltmonopol des Staates schützen sollte – friedliche Demonstranten, Anwohner, Presseleute. Wer das Gewaltmonopol außer Kraft setzt, bringt nur die Schwächsten in Gefahr – nützen kann das niemandem.