Meinung/Kommentare/Aussenpolitik

Der Kandidat, der nicht zur Partei passt

Er ist vielen zu unauthentisch oder besser: unglaubwürdig durch Elite-Stil und Pannen-Potenzial

Reinhard Frauscher
über Peer Steinbrück

Seit einem halben Jahr ist Peer Steinbrück Kanzlerkandidat der SPD. Seither hat ihr Wahlkampf-Aushängeschild, das „Deutschland regieren will“, in Umfragen fast zwanzig Prozent seiner Sympathisanten verloren, zugleich erklimmt Merkels Koalition nach drei Jahren wieder ihre alte Mehrheit. Dramatischer geht’s kaum.

Schuld daran sind die Partei und ihr Kandidat. Steinbrücks bürgerlicher Habitus und vermutete Wirtschaftskompetenz waren die einzige Chance der SPD, Merkel Wechselwähler in der Mitte abzuwerben. Davon ist nichts übrig: Unter dem Druck des dominierenden linken Flügels verzichtete Steinbrück auf jede „Beinfreiheit“. Die Übernahme von deren (alt-)linken Positionen verschreckt die unter den Steuern ächzende Mittelklasse, alten SPD-Schichten ist er zu unauthentisch oder besser: unglaubwürdig durch Elite-Stil und Pannen-Potenzial.

Die bieder auftretende und redende Merkel wirkt authentischer und als Frau aus dem Volk. „Bei einem anderen Gegenkandidaten wäre das anders“, urteilen Demoskopen, mit „diesem Mann und alten Parolen entsteht keine Wechselstimmung“. Ein Kanzler Steinbrück ist heute unwahrscheinlicher als vor einem halben Jahr. Das glauben auch viele in der SPD.