Meinung/Kolumnen/Zwischenruf

Zwischenruf: Huf in Huf durchs Leben

Der Schweizer Beat Mändli ließ sich in der Wiener Stadthalle als Sieger feiern; drunter stand der elfjährige Louis, dem kaum Beachtung geschenkt wurde. Das Pferd war wie so oft melancholisch und depressiv. Vor seinen Augen lief der Film des Lebens ab. Huf aufs Herz– eine herzzerreißende Story. Das erste einschneidende Erlebnis: Lord Pezi, sein alleinerziehender Vater, der es bei aller Liebe nie verkraften konnte, keinen Bären gezeugt zu haben, ging mit Louis Huf in Huf zum Arzt. Der schaute sich das Fohlen an, rief „Bringt warme Huftücher!“ und kastrierte ihn. Weil ein Huf den anderen wäscht, trat Louis den Arzt in den Unterleib. Während Lord Pezi versuchte, seinen Buben zu trösten (er kaufte ihm immer Hufsemmerln und schmierte hufverlesene Marillenmarmelade drauf), scheiterte Louis beim Versuch, mit diesem Hufikap umzugehen. Er glitt auf die schiefe Bahn ab, wurde Huftaschlziaga, die Polizei erwischte ihn und führte ihn in Hufschellen ab. Im Gefängnis wurde Louis übrigens nicht gut behufelt. Nur dem Verhufungsgeschick und der Hufschlagqualität seines Vaters war es zu verdanken, dass Louis auf Kaution freikam – für eine Hufvoll Euro. Der Bub erinnert sich heut noch gern daran, wie sie an der Wache vorbeischlenderten und lauthals sangen: „Put your Hufs up in the air!“ Lord Pezi sprach Louis von der Idee frei, der Schuffleck der Familie zu sein. Was tun? Louis ging zu einer Hufleserin, die gleich neben dem Second-Huf-Store in der Naglergasse ordinierte. Die riet ihm allerhuf, darunter, in der Schweiz sein Glück zu versuchen. Louis löste seine Treuhuffonds auf, packte das Hufgepäck und ließ sich nach Schwechat bringen. Louis begrüßte die Stewardess mit den Worten: „Küss den Huf, schöne Frau“, und sie teilte Huf-outs aus, auf denen stand: „Bitte Hufys abdrehen.“ Louis lehnte sich zurück und las Huftke, seinen Lieblingsautor. Auf der ersten Seite stand in blassblauer Hufschrift: „Nimm dein Leben in die Hufe. Dein Papa.“ Louis zerdrückte eine Träne und drehte den Fernseher auf: Fußball-WM 1986, ArgentinienEngland, Diego Maradona, der Huf Gottes. Die Fanfare in der Wiener Stadthalle weckte Louis jäh aus seinen Abend-Träumen. Was sollte er heute noch anstellen? Er beschloss, bei seinem alten Freund vom KURIER vorbeizugaloppieren, der es zum Sonntag-Chef gebracht hatte. Michael Handnagl.

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