Very British: Gleich und gleicher als gleich
Von Harald Schume
Die offiziellen Farben der Olympischen Spiele 2012, penibel 50:50 aufgeteilt, sollen die Gleichberechtigung der Geschlechter symbolisieren. Rosa die Madln, Himmelblau die Buam. Gelebt wird sie auch, ein bisschen.
Zum ersten Mal dürfen Männer bei der Siegerehrung das Tablett tragen, auf dem der Blumenstrauß liegt, der dem Olympioniken übergeben wird. Süß schauen sie aus in ihren schmal geschnittenen Hosen und lila Pullovern. Lila – eine Farbe, die entsteht, wenn man Rosa und Hellblau mischt. In Peking waren es noch ausschließlich junge Damen gewesen, die gewisse körperliche Merkmale erfüllen mussten: Die Augen der Hostessen durften nicht größer sein als drei Zehntel der Gesichtslänge, Übergewicht war tabu. Sie standen einfach nur da. Wehe, es hätte eine mit einem Sportler geredet! Das dürfen die Männer in London auch nicht, dafür sind ein paar echt schiache Hund dabei.
Zum ersten Mal sind in allen Sportarten Frauen mit von der Partie. Wenigstens kam man schnell von der Idee ab, die wilden Boxerinnen in Miniröcke zu stecken.
Zum ersten Mal haben alle teilnehmenden Nationen Athletinnen zu den Spielen geschickt. Sogar Saudi-Arabien, wo Frauen kein Auto lenken dürfen.
Nicht zum ersten Mal dürfen Männer nicht in der Rhythmischen Sportgymnastik mit den Keulen jonglieren. Obwohl es in Japan und den USA längst Wettkämpfe für Männer gibt.
Nicht zum ersten Mal müssen Männer beim Synchronschwimmen zuschauen. Obwohl es dort auch einen Single-Bewerb gibt. Die Mädchen schwimmen also allein synchron, es heißt, dass die Bewegung zur Musik bewertet wird. Warum sollte ein Mann diesen Unsinn nicht tun dürfen?
Der Deutsche Niklas Stoepel wäre gern in London mit seiner Nasenklammer aufgetaucht. In der Bundesliga schwimmt er im Team synchron, als einziger Mann.
Er sollte schon jetzt beginnen, sich auf Rio 2016 vorzubereiten. Einen Blumenstrauß zu überreichen ist ja nicht sonderlich schwer.