Als der Bürgermeister abmontiert wurde
Von Harald Schume
Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, der seine Schäfchen in der U-Bahn via Lautsprecher monatelang vor einem Verkehrs-Desaster gewarnt hatte, ist zum Olympia-Fan mutiert. Anstatt mit gestrengem Oberschichten-Akzent, bittet er die Fahrgäste nun mit sanfter Stimme, die traditionell stark frequentierten Stationen zu den Stoßzeiten zu meiden. Was die Leute brav tun – das kolportierte Chaos, das hier herrschen soll, ist eine Mär.
Johnson hat ein Gspür für die Leute, er ist ein Politiker zum Anfassen, würde man in Österreich sagen.
Am Mittwoch lieferte der Konservative eine volksnahe Einlage, um für sportliche Aktivitäten zu werben. Johnson kletterte auf einen Turm und glitt in luft’ger Höh’ an einem 320 Meter langen Drahtseil über den Viktoria-Park hinweg. Die Geschwindigkeit war allerdings zu gering, der Bürgermeister blieb in der Mitte hängen. Minutenlang. Keine Panik, Johnson wachelte mit seinen zwei britischen Fahnen, ehe er abmontiert wurde. Er scherzte, dass ihn wohl jemand ausbremsen wollte.
Johnson ist bekannt dafür, ein bissl patschert zu sein. Vor drei Jahren fiel er bei einem Termin in den Fluss.
Und jetzt machen wir die Augen zu und sehen, wie der Wiener Rathaus-Mann an einem Drahtseil hängt, mit einer rot-weiß-roten Fahne und einem weißen Spritzer in den Händen. Er muss ja nicht auch noch in die Donau plumpsen.
Keine unkomische Vorstellung, nicht wahr?