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über LEBEN: Witzweitwurfwettbewerb

Ich hasse Witze, weil ich Witzerzähler hasse. Witzerzähler sind Terroristen und Taliban, welche ganze Abendgesellschaften in Geiselhaft nehmen. Stundenlang quälen sie ihre Opfer mit Pointen über Männer, die dreimal zum Arzt gehen. Solange, bis die derart Gefolterten um den Tod bitten, welcher ihnen unter Verweis auf die österreichische Gesetzeslage, die Mord ja derzeit nicht gestattet, verweigert wird. Unlängst war ich beim Malz eingeladen, übrigens zum ersten Mal in meinem Leben. Der Malz ist jetzt 40 und hat eine eigene Wohnung, und das wurde mit einer Grillparty gefeiert. Ich mag Grillpartys, man verwandelt Fleisch in Kohle, schmeißt es weg, und isst ausgezeichnete Salate. Und das war hier nicht anders. Für den Job der Fleischverkohlung erwies sich Malzens Schwager als hochqualifiziert, und auch sonst war er ein netter Kerl. Mir fiel nur auf, dass er mich den ganzen Abend über zuerst erwartungsfroh und dann zusehends enttäuschter ansah.

Schließlich räusperte er sich und sagte zu mir: "Du machst doch Kabarett, hab ich gehört - jetzt erzähl halt endlich a poar Witz!" Ich versuchte ihm zu erklären, dass er erstens einen Chirurgen ja auch nicht auffordern würde, als Partyeinlage zweidrei Wurmfortsätze zu operieren, und ich zweitens "Kabarett" nicht als Witzweitwurfwettbewerb verstünde. "Aha", sagte der Malzschwager, und ich wusste, ich hatte einen potenziellen Zuschauer verloren. Der Malzschwager erwies sich dann selbst als Witzprofi. Einen erzählte er sogar dreimal, aber den hab ich vergessen. Es ging irgendwie um einen Fuchs, der keine Ziegel essen will, aber auch keine exjugoslawischen Arbeiter. Ein anderer war wirklich gut, der, wo die beiden Priester bei der Polizeikontrolle schließlich "Gut, wir machen's" sagen. Vielleicht erzähl ich Ihnen den in meinem nächsten Programm.