über LEBEN: Kunstdünger, zur Beruhigung
Von Guido Tartarotti
Kürzlich stand in einer Billigzeitung ein Artikel mit dem Titel "Partydroge als Kunstdünger verkauft". Leider berichtete das Blatt nicht darüber, wie die Pflanzen auf das Rauschgift reagierten, aber falls wir bald lallende Philodendren über den Karlsplatz taumeln sehen, wissen wir, warum. Möglicherweise war es aber auch umgekehrt, und der Kunstdünger wurde als Partydroge verkauft. Wie auch immer: Wieder war ich froh, keinen Garten zu besitzen. Ich geh lieber ins Bad, dort muss ich die Wiese nicht selber mähen. Außerdem kann man dort Dinge sehen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Unlängst etwa sah ich dort eine etwa fünfzigjährige, etwa 100 Kilo schwere Dame in einem roten String-Badeanzug, der mit der Aufgabe, ihr nach Freiheit strebendes Fleisch zusammenzuhalten, heillos überfordert war. Vor Schreck stolperte ich und riss mir die Zehe auf. Die Fleischdame versorgte mich mit Pflaster und einer Dose Cola-Whisky und erwies sich als besonders nett und höflich.
Ganz im Unterschied zu jener Dame auf dem Salzburger Domplatz: Sie war auch etwa fünfzig, trug Designerdirndl und schleppte teuren Schmuck. Sie wog kaum die Hälfte von 100 Kilo, sie sah eher so aus, als versuche sie mit Hilfe von Diäten den Tag hinauszuzögern, an dem ihr Industriellengatte die Affäre mit seiner Sekretärin zu legalisieren wünscht. Ich saß arglos auf meinem Platz und fürchtete mich vor der "Jedermann"-Vorstellung. Da sah mich die Dirndldame an, als wäre ich ein Wurm und näselte: "Sie werden diesen Platz in wenigen Augenblicken räumen, es ist meiner." Ich wies ihr anhand meiner Eintrittskarte nach, dass sie im Irrtum lag. " Nun denn, eine Doppelbuchung. Verschwinden Sie." Der Platzanweiser erklärte ihr dann, dass es an ihr war, zu gehen, weil sie sich in der Reihe geirrt hatte. Das fand sie empörend. Ich empfahl ihr eine Prise Kunstdünger, zur Beruhigung.