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über LEBEN: Im Urlaub

Jedes Jahr fahren meine Tochter und ich nach Gastein. Wir mögen Gastein, es gibt dort gute Pisten mit wenig Belästigung durch Skihüttentrottelschlager. Und wir gehen immer wieder gerne ins Bad in Hofgastein, um zu schauen, ob das Schild immer noch dort steht.

Es steht. Seit Jahren. Jenes Schild, auf dem "Bitte um Ruhe" so auf Italienisch übersetzt wird: Prego silenzium. Richtig wäre: Silenzio per favore (wobei silenzio "Stille" bedeutet, nicht Ruhe, also eher in eine Kirche passt). Prego silenzium heißt gar nichts. Prego ist eher das "Bitte sehr", mit dem der Kellner die Gnocchi auf den Tisch stellt (in einer Pizzeria in Brunn sagte der Kellner einmal wirklich "Gnotschi", aber das ist eine andere Geschichte). Und silenzium ist weniger Italienisch, als Latein, wobei es dann "silentium" heißen müsste.

Italienisch ist nicht leicht (ich kann’s ja selber nicht). Bei einer Fußballübertragung kommentierte der ORF-Reporter das vierte Tor so: "Sie bekommen eine Quattro Stazioni serviert." Also eine "Pizza Vier Bahnhöfe" statt der üblichen Stagioni, also "Jahreszeiten". Genau diese Mist-Verständnisse machen ja den Kontakt mit Fremdsprachen so lustig. In einer italienischen Stadt stand auf einem Schild vor einer Tiefgarage: "No motorcycles – Nein Kraftrader!" Und ein Wiener FPÖ-Politiker sagte, "bei den Pensionen wird nur umananda lavitiert" – für manche Deutschnationalen ist also Deutsch die Fremdsprache.

Was den Skihüttenschlagermist betrifft, habe ich Gastein übrigens zu früh gelobt. Als wir in einer Hütte Kakao tranken, bekamen wir zu hören: "Das sind nicht 20 Zentimeter, nie im Leben, kleiner Peter (...) in der Kürze liegt die Würze, doch ich mag es lang und dick." Meine Tochter hörte irritiert zu und sagte dann: "Gell Papa, die singt über einen Pimmel. Aber dieses Lied ist für Vollidioten." Kluges Kind.

guido.tartarotti(at)kurier.at

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