Sport-Pause
Von Guido Tartarotti
Nach dem Ende des langen Sport-Sommers ( Fußball-EM und Olympia) haben jetzt auch zwei Hauptfiguren der heimischen Sportjournalistik Pause bis zum Beginn der Ski-Saison: Der „sentimentale Favorit“ und der „undankbare vierte Platz“. Der erste weint offenbar bei Liebesfilmen und Merci-Werbespots, weil er so sentimental ist. Der zweite ist ein unhöflicher Kerl, der nie „Danke“ sagt, wenn man ihm die Tür aufhält, ihm ein Kompliment macht oder „Gesundheit“ wünscht.Was in Wahrheit gemeint ist, wenn vom sentimentalen Favoriten und vom undankbaren vierten Platz die Rede ist: a) Der Favorit all jener, die Sport mit einer gewissen Dosis Sentimentalität im Blut betrachten. Und b) der unbedankte vierte Platz. Wobei das, genau genommen, auch nicht stimmt. Denn auch für einen 37., dritten oder ersten Platz bekommt man keinen Dank. Niemand sagt: „Herr Hirscher, vielen Dank dafür, dass Sie den Gesamtweltcup gewonnen haben.“ In Wahrheit ist der vierte Platz deshalb so unbeliebt, weil er, absurderweise, besser und gleichzeitig schlechter als ein fünfter oder sechster oder 298. Platz ist, da er nämlich sozusagen den quälenden Blick auf die Medaillenränge, erste Reihe fußfrei, bietet ...Zu kompliziert, meinen Sie? Stimmt. Warum sagen wir dann nicht einfach weiter sentimentaler Favorit und undankbarer vierter Platz? Naja, weil das falsch ist, zum Beispiel. Weil der sentimentale Favorit und der undankbare vierte Platz, intaktes Sprachgefühl vorausgesetzt, im Ohr weh tun wie ein verstimmtes Klavier. Vielleicht können wir diese nervenden Typen, den sentimentalen Favoriten und den undankbaren vierten Platz, dankbar, aber ohne sentimentale Gefühle, einfach in Pension schicken? Vermutlich würden wir feststellen, dass wir ganz ausgezeichnet ohne sie auskämen.
guido. tartarotti(at)kurier.at