Jugend forscht
Von Guido Tartarotti
Als ich ein Kind war, quälte ich meine Eltern mit Fragen. Irgendwann kam ich drauf: Die wissen auch nicht alles, die reden nur viel. Meine drei Hauptfragen kann offenbar überhaupt niemand befriedigend beantworten: Warum schaut der Vollmond manchmal so groß aus und manchmal so klein? Warum donnert es? Warum ist das Meer salzig, warum wird es nicht immer salziger, warum sind große Seen nicht salzig? Als Kind dachte ich ja immer, wenn man groß ist, weiß man alles, kann schlafen, solange man will, und muss sich nie wieder mit Mathematik befassen. Jetzt bin ich groß und weiß immer noch nicht, wer Kennedy tötete, schlafe weniger denn je und versuche verzweifelt, die Mathematik-Hausübungen meiner Kinder zu verstehen. Großwerden ist auch nicht das, was man uns versprochen hat. Ich finde ja die Idee, erwachsen zu sein – also das Wachstum einzustellen – in keiner Weise verführerisch. Ich bin gern kindisch. Unlängst in Paris, St. Germain-des-Prés. Ich lese meiner Freundin aus dem Reiseführer vor. „Ein Benediktinerkloster wurde am 3. September 1792 zum Schauplatz des Grauens: 318 Priester starben unter den Hieben des revolutionären Mobs.“ Meine Freundin versteht „unter den Hieben des revolutionären Mops“. Seither müssen wir bei jedem Mops, den wir sehen, kichern (die Benediktiner mögen es uns verzeihen, sie sind ja schon so lange tot). Die Vorstellung eines vor revolutionärer Wut rasenden Mörder-Mops ist einfach zu komisch, Pardon.Eine entscheidende Frage, auf die ich nie eine Antwort bekam, konnte ich übrigens noch in Kindertagen selber lösen: Warum muss man aus dem Teig einen Kuchen machen, wo doch der Teig viel besser schmeckt als der Kuchen? Eines Tages fraß ich heimlich einen ganzen Topf Kuchenteig, und bald darauf wusste ich die Antwort: Damit man nicht speibt. Jugend forscht.