Independence Day
Von Guido Tartarotti
Unlängst bin ich beim vergeblichen Suchen nach einem interessanten Fernsehprogramm in eine Wiederholung des entsetzlich blöden Films „ Independence Day“ gestolpert und konnte nicht mehr wegschauen.Man kann ja heute kaum noch glauben, dass dieser Film damals, 1996, ernst und nicht als Satire auf Blockbuster-Materialschlachten der Neunzigerjahre gedacht war: Die Außerirdischen schauen aus wie ein verdorbener Meeresfrüchte-Salat, sind uns technisch weit überlegen, aber gleichzeitig dumm wie Holz, und am Ende steigt der US-Präsident, von Bill Pullmann unter allen Anzeichen tiefer Scham dargestellt, in einen Kampfjet und rettet die Welt.Aber es gibt eine sehr berührende Szene: Als einander israelische Soldaten und palästinensische Kämpfer über Stacheldraht hinweg fassungslos in die Augen schauen, weil sie begreifen: Ihr kleiner Konflikt ist völlig irrelevant geworden.Bemerkenswert an diesem Film ist ja, dass die Drehbuchautoren darin den Außerirdischen unterstellen, genauso unintelligent wie wir zu sein, also kriegerisch, habgierig und auf Erobern, Töten, Vernichten, Zerschnetzeln aus. Dabei ist es viel wahrscheinlicher, dass intelligente Aliens gar nicht erst auf so unsinnige Ideen kämen. Man kann das leicht überprüfen, indem man versucht, ganz kleinen Kindern – die ja auf gewisse Weise auch Außerirdische sind, also noch frei von irdischen Denkzwängen und -verboten – das Konzept „Krieg“ zu erklären. Als ich das vor Jahren tat, dachten meine Kinder zuerst, ich würde sie auf den Arm nehmen, so absurd erschien ihnen der Gedanke. Als mein Sohn schließlich begriff, was Krieg bedeutet, sagte er nur fassungslos: „Aber Papa, das ist ja irrsinnig blöd!“Willkommen auf der Erde, mein Kind.
guido. tartarotti(at)kurier.at