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Flohdacken

Unlängst in einem Gastgarten: Ein sehr fetter Mann zerrt an einer Leine ein rattenförmiges Etwas hinter sich her, das ungefähr so aussieht, wie eine Kreuzung aus einem Pudel, einem Dackel und einer alten Skisocke. In Wien nennt man solche Hunde "Flohdacken". Die Flohdacke lässt sich apathisch über den Fußboden schleifen und anschließend von ihrem Besitzer an einem Tisch befestigen, wo sie leise knurrend vor sich hin dämmert, während ihr Besitzer große Mengen Bieres in seinen Hals schüttet.

Wenig später erschien im Gastgarten ein junger Mann in Begleitung einer riesigen Deutschen Dogge. Innerhalb einer Sekunde drehte die Flohdacke völlig durch: Aberwitzig laut kläffend sprang sie die Dogge an, wurde im Flug von der sich spannenden Leine gebremst, plumpste zu Boden und sprang erneut. Dieser Vorgang wiederholte sich etwa 50-mal, während die Dogge peinlich berührt dreinsah und der Besitzer der Flohdacke "Jimmy, Aus, Sitz, sehr brav!" rief.

In Amerika gibt es jetzt ein eigenes Hunde-TV, für alle Menschen, die zu blöd sind, ihre Hunde zu erziehen. Bilder von Bällen oder spielenden Welpen sollen die armen Tiere ruhigstellen. Wobei: Ich kenne einen Hund, der für sein Leben gern fernsieht – meine Gastbulldogge David. David ist ein kluger, braver Hund, ein glückliches Vieh – er schaut halt gerne fern. Wobei man ihm keine Tiersendungen zeigen darf – Tiere im Fernsehen verbellt er, selbst Tiere, die er gar nicht kennen kann, wie Pinguine oder Wale. Und beim Ja-natürlich-Schwein reicht schon die Stimme, um David wütend zu machen. Verständlich.

Kürzlich begegneten David und ich beim Spazierengehen einer älteren Dame. Die Dame: "Wie heißt er denn?" Ich: "David." Die Dame: "Wie bitte? Wie heißt der Hund? Derrisch?" David und ich lachten Stunden später immer noch. Seitdem heißt David bei uns auch: Bulldogge Derrisch.

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