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Mein Monotonieverhalten

Im Nachrichtenmagazin profil stand vor einigen Monaten ein faszinierender Gedanke: Da viele Menschen von ihrer Mathematik-Matura träumen, hat der Umstieg auf die Zentralmatura eine Vereinheitlichung der Drehbücher für künftige österreichische Albträume zur Folge.

Ich habe mir jetzt meine Mathe-Matura herausgesucht, am 25. April 1986 geschrieben. Es kommen darin lauter Begriffe vor, von denen ich heute schwören könnte, dass ich sie noch nie gehört habe. Am besten gefällt mir das Wort „ Monotonieverhalten“, es erscheint mir vielseitig anwendbar, im Privatleben, aber auch in der Politik oder im Fernsehen. Ebenso das Wort „lineare Exzentrizität“. Falls ich mich entscheiden müsste, würde ich mich lieber einer linearen Exzentrizität widmen als einem Monotonieverhalten. Andererseits: Nicht wenige Beziehungen beginnen ja als lineare Exzentrizität und enden als Monotonieverhalten.

Das erste Beispiel hätte mir sichere zwölf Punkte bringen sollen, den halben Vierer. Auf Trigonometrie hatte mich meine Nachhilfelehrerin dressiert wie einen Affen. Ich habe das Beispiel bei der Matura jedoch nicht einmal angefangen, weil ich rein sprachlich nicht verstand, was man von mir wollte. Und das ist mein Mathe-Matura-Albtraum: Ich gebe leere Zettel ab.

Meine Lehrerin reichte die Matura als „Genügend“ ein und schrieb dazu: „Von dem nicht unbegabten, aber sehr sensiblen Kandidaten hätte man eine bessere Arbeit erwarten können.“ Und das war gar kein schlechter Witz.

„Für mich hörte sich Mathe ungefähr immer so an“, schrieb mir unlängst jemand: „Es waren zwei Kamele, eins war grün. Wieviel wiegt der Sand, wenn es dunkel ist?“ Und für mich hört sich Mathe an wie dieser Satz, wenn ihn ein Burgenländer auf Mongolisch sagt, und zwar in Gebärdensprache.