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Dazwischen Mist, oder auch nicht.

Es ist Weihnachten, und wenn Sie Glück haben, dann können Sie die Stille hören. So eine Stille hört man bei uns nur noch am Nachmittag des 24. Dezember und am Morgen des 1. Jänner. Es ist eine wunderschöne Musik, besonders wenn in ihr noch eine Ahnung von Weihnachtsliedern mitschwingt, gerade so viel, dass man sich nicht sicher ist, ob man tatsächlich das Singen aus einer Nachbarwohnung hört oder es sich doch nur einbildet.

Ich denke am Jahresende oft an die Putzfrau. Die polnische Putzfrau einer Freundin, die beim Blick auf ihren Arbeitsplatz kopfschüttelnd sagte: „Menschen werden geboren und genauso sind dann tot. Dazwischen Mist, oder auch nicht.“ Und die gar nicht wusste, dass sie damit das ganze menschliche Leben erfasst hatte.

Ich möchte die Gelegenheit nützen, Ihnen einmal Danke zu sagen. Dafür, dass Sie meine Gedanken lesen und mir Ihre Zeit schenken – das ist nicht selbstverständlich. Dafür, dass Sie mir im Gegenzug Ihre Gedanken schreiben. Es waren Tausende Mails und Briefe in den zehn Jahren, die es diese Kolumne schon gibt. Ich danke für die vielen freundlichen, guten Worte, glauben Sie mir, ich ernähre mich von diesen Worten. Danke für die vielen lustigen oder traurigen Geschichten, die Sie mir erzählen, einige davon fließen direkt in diese Texte. Danke auch für Kritik – sie hilft, den Blick zu schärfen. Und ich möchte mich bei jenem Herrn bedanken, der mir seit Jahren Mails voll von ungelenken, glühenden Beleidigungen schickt. Er liest meine Texte Woche für Woche, obwohl er sie zutiefst hasst – entweder hat er eine flache Lernkurve, oder sie sind ihm in Wahrheit fest ans Herz gewachsen, und das rührt mich. Beinahe.

Seien Sie achtsam mit sich und anderen. Ein neues Jahr wartet, voll von Gelegenheiten für weniger Mist und mehr „oder auch nicht“.