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Ich bin Team Einzelgänger

Eine Fußball-EM ist ein großes, herrliches Theater, in dem jeder seine Rolle spielt, so gut er kann.

Guido Tartarotti
über EM, Männer und Frauen.

Auf Twitter postete dieser Tage jemand etwas, das mir gut gefiel: „Ich bin Team Einzelgänger.“

Team Einzelgänger ist ein sehr witziger Widerspruch in sich selbst, es macht ja das Wesen des Einzelgängers aus, sich keinem Team anzuschließen. Der frühere ORF-Chef Gerd Bacher sprach manchmal von der „Einmannpartei mit Aufnahmesperre“ und meinte damit nicht das BZÖ, sondern sich selbst. Das Stilmittel des bewussten inneren Widerspruchs nannten die alten Griechen „Oxymoron“, wörtlich ein „Klugdumm“. (Man muss dazu sagen, dass kaum einer dieser alten Griechen noch lebt, obwohl die Griechen ja aufgrund der sogenannten Kreta-Diät, also Oliven, verkohlte Fleischspieße und Zigaretten, die Altersstatistik in Europa anführen. Es gibt aber auch Experten, die behaupten, die hohe Lebenserwartung der Griechen resultiere statistisch eher aus dem Pensionsbetrug, aber das führt jetzt zu weit.)

Wo waren wir? Ah ja, beim „Team Einzelgänger“. Wir haben gerade Fußball-EM, da ist Gruppenbildung angesagt. Medien, Werbung und gesellschaftliche Übereinkunft weisen Männern den Platz vor dem Fernsehgerät zu. Dort haben sie Bier zu trinken, Salzgebäck zu essen und „Des woa nie a Öfa!“ zu brüllen. Die Rolle der Frauen sieht vor, Fußball langweilig zu finden, lieber Liebesfilme zu sehen oder, als äußerstes Zugeständnis, Schönster-Spieler-Wahlen zu veranstalten.

Wer diese Übersichtlichkeit schätzt: Eh schön. Ich kenne aber auch Frauen, die Fußball wesentlich interessanter finden als eine Folge „Vorstadtweiber“, die ein Abseits besser erklären können als viele Männer, und die lieber Bier trinken als rosa Prosecco, die das aber nicht zugeben, aus Sorge, ihren Schatz zu verunsichern. Und ich kenne Männer, die tapfer Fußball schauen, obwohl es sie überhaupt nicht interessiert, damit sie nicht unangenehm auffallen. Eine Fußball-EM ist ein großes, herrliches Theater, in dem jeder seine Rolle spielt, so gut er kann.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" hat am 2. September im Niedermair in Wien Premiere. Zweite Vorstellung am 22. September im Theater am Alsergrund.