Meinung/Kolumnen/Über Gott und die Welt

Pfarrhofjause

Adolf Holl hat einmal gesagt, die Alternative zum Heiligen Krieg sei die Pfarrhofjause.

Michael Fleischhacker
über den Eingottglauben

Warum, fragt mich ein Freund, Chirurg und Musiker, muss eigentlich der Eingottglaube immer zum Krieg führen? Neben ihren rabiaten Alleinseligmachungsansprüchen hätten doch auch alle Religionen anschlussfähige ethische Konzepte anzubieten. Wäre es da nicht intelligenter und weniger blutig, wenn man sich auf eine Religion einigt, die das Beste aus allen bekannten Religionen nimmt und die eifersüchtigen Eingötter in die säkulare Wüste schickt? Ja und nein. Ja, weil ein Herunterkühlen des heißen Glaubensherzens natürlich zu einer Verringerung der Konfliktpotenziale führt. Nein, weil, wie Adolf Holl, der Weise von Döbling, einmal gesagt hat, die Alternative zum Heiligen Krieg die Pfarrhofjause ist. Und die ist ästhetisch-intellektuell auch kein Honiglecken.

Klar, verglichen mit einem regelrechten Religionskrieg ist das Kumbaya-my-Lord-Gesumse das geringere Übel. Und ja, mein Freund hat recht: Überwiegend wird der Gedanke der Einzigartigkeit und Einzigkeit des jeweiligen Eingottes zur Durchsetzung schnöder politischer Machtinteressen per Manipulation unaufgeklärter, in der Regel armer Gesellschaften missbraucht. Aber überall dort, wo das heiße Herz gekühlt wird – zum Beispiel in der Politik durch den sozialstaatlichen Mohnschnuller, den Vater Staat allabendlich seinen vergreisten Minderjährigen verabreicht – beginnt das laue Mittelmaß sein Fadgas zu verströmen. Wollen wir eine Volksbefragung über die Existenz Gottes und die damit verbundene Glaubenspflicht, deren Ergebnis der Papst, unabhängig vom Ausmaß der Beteiligung, als bindend betrachtet?

Der österreichische Spindelmann zeigt, wohin es führt, wenn man es mit der Säkularisierung übertreibt: nirgendwohin. Denn verglichen mit der Staatsministrantenstunde am Ballhausplatz ist die Pfarrhofjause ein Rockkonzert.

michael.fleischhacker@kurier.at