Meinung/Kolumnen/Über Gott und die Welt

Erhabene Naturlandschaft

Also würden die Rockies auch ein paar vertrottelte Skidoo-Fahrer überstehen. Und uns.

Michael Fleischhacker
über die schöne und erhabene Naturlandschaft der Berge.

Während meines Schneetherapieaufenthaltes in den Rocky Mountains hatten mein Freund, der Wirt, und ich eine Unterhaltung. Mit Blick auf die Spuren von etlichen Skidoos erklärte ich, dass Menschen, die mit Skidoos auf Bergen herumrasen, einfach um auf Bergen mit Skidoos herumzurasen, besonders bemitleidenswerte Trottel seien. Sie wüssten nicht nur nichts Sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen, sondern verunreinigten auch noch diese unglaublich schöne und erhabene Naturlandschaft durch Lärm und Abgase. Mein Freund, der Wirt, stimmte zu, gab aber zu bedenken, dass wir in einem Hubschrauber säßen, während wir das besprächen, was dereinst in unserer ökologischen Schlussbilanz auch nicht notwendigerweise auf der „Haben“-Seite verbucht werden würde.

Das erinnerte mich an viele Fahrten auf der Tauernautobahn, auf denen ich die Erhabenheit und Unberührtheit der Berglandschaften bewunderte und gleichzeitig ein leises Unbehagen darüber verspürte, dass es mit der Erhabenheit und Unberührtheit dieser Landschaften vorbei war, seit es uns möglich ist, ihre stille Schönheit während einer Autobahnfahrt mit zumindest 130 Stundenkilometern zu genießen. Ich tröstete mich meistens damit, dass eine Erhabenheit, die nicht einmal durch eine Autobahn, auf der während der Reisezeiten der kollektive Wahnsinn ausbricht, ernsthaft beeinträchtigt werden kann, wohl über eine gewisse ästhetische und ontologische Robustheit verfügen müsse, auf die man sich im Zweifelsfall verlassen kann. Also, dachten mein Freund, der Wirt, und ich, während wir uns unter erheblicher Lärmentwicklung der Rotoren auf die Landung in ungefähr 3.000 Metern Seehöhe vorbereiteten, würden die Rockies auch ein paar vertrottelte Skidoo-Fahrer überstehen. Und uns.