Vielversprechend
Von Wolfgang Winheim
Mit dem Profi-Fußball verhält es sich ähnlich wie mit der Politik: Die Hauptdarsteller werden nicht nur an ihrer Arbeit, sondern auch am Verhalten vor Mikrofonen beurteilt. So gesehen durfte sich Red-Bull-Legionär Valon Berisha in Wien wie ein doppelter Sieger fühlen: Zuerst das spielentscheidende 1:0 gegen die Austria erzielt und danach in durchaus verständlichem Deutsch TV-Interviews gegeben. Das ist alles andere als selbstverständlich für einen Sportler, der erst vor sechs Wochen nach Österreich kam. Berisha ist Norweger mit albanischen Wurzeln und als solcher ein Vorbild für Integration. Als ein Vorbild anderer Art verdient ein Admiraner vor den Vorhang gebeten zu werden. Lukas Thürauer war, als er noch dem St.Pöltener Nachwuchs angehört hatte, durch eine ganz, ganz schwere Krankheit gestoppt worden. An Leistungssport war nicht mehr zu denken. Doch Thürauer kämpfte sich mit Zuversicht und Zähigkeit zurück. Und beim 5:1 gegen Mattersburg erhielt der Techniker die KURIER-Note 1 = Sehr gut. Dass die Admira-Gala dennoch thematisch sekundär wurde, lag am siegreichen Trainer. Das Video von Dietmar Kühbauers verbalem Amoklauf gegen Schiedsrichter wird zum Renner auf YouTube. Kühbauer ist so erfrischend authentisch, sagen die einen und lassen ihn genüsslich in Medien-Fallen tappen. Kühbauer leide an Verfolgungswahn, unterstellen ihm andere. Pauschalverdächtigungen der schwarzen Zunft sollte er unterlassen. Zugegeben, ein provokanter Typ, der glaubt, dass 22 Mann nur dem Ball nachlaufen, damit er pfeifen kann – so einer wird Spieler und Trainer immer wieder zur Raserei bringen. Die Mehrheit der Schiedsrichter aber besteht aus um Korrektheit bemühten Idealisten. Kühbauer ist dennoch überzeugt, dass die Referees Vertretern prominenterer Klubs mehr Respekt entgegenbringen. Ob Kühbauer seine Meinung revidiert, wird sich spätestens dann zeigen, wenn er, der vermeintlich Kleine, selbst Trainer eines Großklubs ist. Die fachlichen Qualitäten dazu besitzt er.