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Verjährte Schande

Erinnerungen an ein Länderspiel DeutschlandÖsterreich werden wach, das mehr internationales Aufsehen erregte als jedes andere der beiden Nachbarn. Nein. Nicht Cordoba ist gemeint, sondern die Schande von Gijon bei der WM 1982.

Warum die Story vom deutsch-österreichischen Nichtangriffspakt nach genau 30 Jahren aufgewärmt wird? Weil jetzt die Konstellation in der EM-Gruppe C abgebrühte Profis zu einer ähnlichen Unsportlichkeit animieren könnte.

Den Italienern graut vor der Horror-Version: Dass sich nämlich Spanier und Kroaten morgen auf ein 2:2 "einigen" und Italien zum weinenden Dritten degradieren. So wie das schon vor acht Jahren passierte, als Italien unbesiegt ausschied, nachdem Schweden und Dänen das für sie notwendige 2:2 zuwege brachten.

Bei der WM 82 musste Deutschland nach einer Blamage gegen Algerien im letzten Gruppenspiel gegen Österreich mit zumindest einem Tor Unterschied gewinnen, Rot-Weiß-Rot wiederum durfte nicht höher verlieren. Schon nach elf Minuten war das Wunschresultat erreicht. Daraufhin stellten beide Teams das Angreifen ein. Herbert Prohaska schwört bis heute, dass das 1:0 nicht vor Anpfiff vereinbart war, sondern sich der gemeinsame Schongang erst im Lauf des Spieles so ergeben habe, als die Deutschland-Legionäre im Team sagten: "Tun wir uns doch net gegenseitig weh."

Nur Walter Schachner war nicht eingeweiht – und der Grund, weshalb sich auch Deutsche kollektive Passivität wünschten. Schachners Sturmläufe ließen sie Schlimmes fürchten.

Das 1:0 bedeutete das WM-Out für Algerien. Ganz Nordafrika schrie Verrat.

Ein fast ebenso großer Skandal aber war, dass die Österreicher in der Zwischenrunde nur noch einem zerstrittenen Haufen glichen. Dabei war die Chance auf das WM-Semifinale bedingt durch hohe individuelle Klasse und dem Fehlen von Michel Platini (der heutige UEFA-Präsident war gegen Österreich gesperrt) so groß wie nie mehr wieder.

Während die Österreicher gegen Frankreich in der Hitze von Madrid verglühten und Hans Krankl das Abschiedsspiel gegen Nordirland nur noch frustriert von der Tribüne aus sah, erreichten die Deutschen das Endspiel. Obwohl auch beim späteren Vizeweltmeister die Disziplin Feierabend machte. So verriet Ex-Teamtorhüter Eike Immel soeben via ARD, dass sich 1982 das Camp in Spanien gegenüber von einem Bordell befunden hatte: "Abends haben wir vom Balkon aus den Damen gewunken. Am nächsten Morgen haben zwei Spieler von drüben zurückgewunken."