Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Unter einem Dach

Das Fußballturnier in der Stadthalle galt als das attraktivste und bestbesuchte

Wolfgang Winheim
über Hallen-Fußball

Hallenkönig! Auf diesen Titel ist Herbert Prohaska stolzer als auf so manch andere Auszeichnung. Tatsächlich durften sich er und seine Wiener Freunde auf dem Parkett jahrelang für Europa-Spitze halten. Das Fußballturnier in der Stadthalle galt als das attraktivste und bestbesuchte. Täglich 10.000 Fans zu und nach den Feiertagen – mit den Einnahmen fütterten die Klubs ihre Spieler in der ligalosen Zeit durch.

Prohaska erhält nie mehr einen Nachfolger. Denn als Härte über Technik zu dominieren begann und sich die Verletzungen häuften, war es mit dem Bandenzauber, der Billardstöße zuließ, aus und vorbei. Auf FIFA-Geheiß wird unter Dach nur noch ohne Bande gespielt. Und das auch nicht mehr von Bundesligaprofis, sondern von Spezialisten, die unter dem Begriff Futsal kicken.

Vor fünf Jahren wurde die Vienna überraschend zum allerletzten Hallensieger. Vor zehn Jahren hatte Rapid zum letzten Mal das Turnier gewonnen.

Rapid-Buam indes avancierten soeben in der ausverkauften Halle von Passau zu Publikumslieblingen. Hintereinander kickten sie die Gleichaltrigen von Karlsruhe, Bayern München (Trainer Harald Cerny), Eintracht Frankfurt und Grasshoppers Zürich aus dem Turnier. Erst im Finale scheiterten sie beim Penaltyschießen am SC Freiburg.

24 Stunden später war Rapids U-15 dann auch im Endspiel nicht zu bremsen. Nach Erfolgen über Dortmund, Mainz, Sturm Graz (Coach Arnold Wetl) und Stuttgart gewannen die grünen Grün-Weißen das Turnier von Schärding. Bemerkenswert wie ihre technische Überlegenheit war auch die „Vorbereitung“ auf den Pokalsieg. Weil die Unterkünfte am Morgen vom Matchtag geräumt werden mussten, durften sie sich fünf Stunden lang in der Moschee von Schärding aufhalten und dort abendlichen Siegen entgegenträumen.

Dazu soll man wissen: Betreut wird Rapids U-15 von Muhammet Akagündüz, 35. Er war Österreichs erster türkischstämmiger Teamspieler. Jetzt ist der tiefgläubige Moslem als Trainer erst recht Vorbild, Respektsperson und der personifizierte Beweis für gelungene Integration.