Tirol isch lei oans

9000 Einwohner, drei Mal so viele Fremdenbetten. Der Weltcup macht Station in seinem Lieblingsort. Im Grödnertal. Dort, wo Luis Trenker und der Komponist, Oscar-Preisträger plus Erfinder der Disco-Synthesizer-Musik Giorgio Moroder herstammen; wo jeder zweite Einheimische ein begnadeter Holzschnitzer ist; und wo die Wirtschaftskrise weit vor St. Ulrich gestoppt wurde.

Zumindest auf den gelegentlichen Besucher macht Südtirol den Eindruck eines Schlaraffenlandes.Am Montag, als europaweit Zeitungen und Börsen Italiens politische Lage beschäftigte, galt die Schlagzeile auf der Titelseite der Bozener Dolomiten nicht der Rücktrittsankündigung von Regierungschef Mario Monti , sondern dem 1:0-Sieg des FC Südtirol bei Lecce in der dritten italienischen Leistungsstufe.

Am Mittwoch widmeten die Dolomiten David Alaba eine Sportseite, nachdem der österreichische Teamspieler im Auftrag seines Münchner Klubs einen der 33 Südtiroler FC-Bayern-Fanklubs, die „Weinbeisser Kaltern“, besucht und 350 Zuhörern verraten hatte: „Mit 16 bin ich von der Austria zu den Bayern gekommen, weil die mich haben wollten. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich anfangs nicht so recht nach München, sondern lieber nach England.“ Die Dolomiten vergaßen auch nicht, dass Österreichs Rekordmeister in Südtirol eine registrierte Sympathiebewegung besitzt: Der Fanklub „Pro Rapid“, der vor drei Jahren in Goldrain gegründet wurde und 30 Mitglieder hat.

Ab Donnerstag dominiert der Skisport im finanziell gesunden, deutschsprachigen Südtiroler Blatt, das seine alte Tradition auch beim Abdrucken der Resultate beibehält. Letztere werden sich (man beachte die Länderangaben) nach Super-G und Abfahrt dann in etwa so lesen: 1. Christof Innerhofer (Bruneck), 2. Axel Lund Svindal (Norwegen), 3. Matteo Marsaglia ( Italien), 4. Klaus Kröll (Österreich), 5. Romed Baumann (Nordtirol), 6. Werner Heel (Passeier), 7. Eric Guay (Kan), 8. Hannes Reichelt (Österreich), 9. Florian Scheiber (Nordtirol), 10. Peter Fill (Kastelruth)