Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Unaufrichtig

Koller kann der längstdienende Teamchef des ÖFB werden.

Wolfgang Winheim
über Kontinuität im Fußball

Wie die Zahl der EM-Starter ist die Hysterie größer denn je. Mehr Medien, mehr Werbung, mehr Geld, mehr Erfolgsdruck. Deshalb bedarf’s keiner hellseherischen Qualitäten, um zu prophezeien: Für die Hälfte der 24 Teamchefs, die im Moment ihre Kader abschotten und vor Mikrofonen Phrasen dreschen, werden im Juli schon Nachfolger gesucht. Marcel Koller indes bleibt dem ÖFB bis 2018 erhalten. Es sei denn, Österreich gewinnt die EM (worauf ihn Topklubs aus dem Vertrag rauskaufen würden) oder verabschiedet sich punktelos. Beides ist unwahrscheinlich. Koller kann der längstdienende Teamchef des ÖFB werden.

Klubs halten weniger von Kontinuität. Trainer werden engagiert, obwohl deren Vorgänger noch lange die Gehaltsliste belasten. Aktuell schließt sich Rapid dem Trend an. Das kann dem Neuen nicht vorgeworfen werden: Der Deutsche Mike Büskens verdient einen Start ohne Vorurteil. Die pharisäerhafte Begründung für den Wechsel, wonach Zoran Barisic habe gehen wollen, hätte sich Rapid aber sparen können. Zumal Barisic beim KURIER-Besuch hochmotiviert wirkte, ehe Rapid nur Stunden später wissen ließ, wie sehr der Verein den von Barisic gewollten Abgang bedauere.

"Part of the game", pflegt man lakonisch zu sagen. Nur braucht sich keiner wundern, wenn auch Spieler, ohne ein Ass zu sein, mit gezinkten Karten spielen.