Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Torhungrig

Als Hirscher zum Ehrenabend erschien, blieben alle Bildschirme dunkel.

Wolfgang Winheim
über Sölden

Heute startet die 50. Saison des Weltcups, der auf der Kitzbüheler Seidlalm von Frankreichs einstigem Ski-Chef Honoré Bonnet, dem Elsässer Journalisten Serge Lang und US-TV-Kommentator Bob Beattie beschlossen wurde. Das war 1966 ...

... als Hansi Hinterseer während der Gründungssitzung auf der Seidlam im Nebenraum bei seiner Oma vor einem Schwarz-Weiß-Fernseher hockte; als keiner ahnte, dass der Weltcup in vielen Sportarten kopiert werden würde; und als es in Sölden keine Gletscherbahn gab.

Inzwischen gilt Sölden (nur drei von 38 Rennen fielen aus) als am verlässlichsten. Und inzwischen ist’s Langs Sohn, der die Serge-Lang-Trophäe an den Skistar des Jahres übergibt. Die internationale Wahl endete mit einem Ex-aequo-Sieg von Anna Fenninger und Marcel Hirscher. Als Hirscher zum Ehrenabend erschien, blieben alle Bildschirme dunkel. Niemand scherte sich um Rapids Europa-League-Spiel. Obwohl im Skizirkus keineswegs Fußball-Ignoranz dominiert.

So dankt ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel Alaba und Co., weil der Erfolgsdruck nun nimmer allein auf Skifahrern laste. So wird Aksel Lund Svindal immer noch gehäkerlt, weil er sich im Vorjahr beim Kicken verletzte. So heißt’s von Ted Ligety, zumal er eine US-Fußballerin ehelichte, er sei in Topform. So ist FIS-Direktorin Sarah Lewis Arsenal-Fan. Und so fragte Marco Büchel als Moderator einer Pressekonferenz den Head-Besitzer Johan Eliasch, ob denn nicht wie bei der FIFA eine Säuberung bei der FIS angebracht sei. Eliasch nickte. Immerhin sieht auch FIS-Präsident Gianfranco Kasper im Plan, die Abfahrt bei Olympia zu streichen, ein Eigentor.