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Tagebuch: Schreibverbot für Arnautovic

Ausgerechnet kurz vor der EM, vor der Kabarettisten, Kolumnisten und Populisten die x-te Abwesenheit Österreichs bei einem Großereignis nützen, um sich über unsere Kicker lustig zu machen, kommt, rennt – Korrektur – schleicht Marko Arnautovic daher, um die Spötter kurzfristig verstummen zu lassen. Letztere können das 3:2 schmälern, indem sie argumentieren, dass es sicha) nur um ein Freundschaftsspiel handelte;b) sich die Ukrainer so kurz vor ihrem EM-Start nicht überanstrengten; und c) der Gegner im Ernstfall (= K.-o.-System à la Champions League) aufgrund der Auswärtstorregel ja dennoch aufgestiegen wäre, hatte die Ukraine daheim im November doch Österreich 2:1 geschlagen.Wie auch immer: In Innsbruck konnte sich der werdende Papa Arnautovic als Vater des Sieges feiern lassen. Speziell sein zweites Bummerl, vor dem er die Kugel gefühlvoll annahm, ganz eng am Fuß führte, ehe er sie im Kreuzeck versenkte, verdient das Prädikat Extraklasse.Fast eine Stunde lang davor aber war er austauschreif. So wie das seinerzeit über die Torjäger Hans Krankl und Toni Polster in Anspielung auf deren geringe Laufleistung häufig gefordert und geschrieben worden war.Arnautovic (7 Länderspieltore) auf eine Stufe mit Krankl (34 Länderspieltore) und Polster (44) zu stellen, ist aus Sicht der beiden aber nach wie vor klagbar.Arnautovic musste in Tirol froh sein, überhaupt für die Startformation nominiert zu werden. Denn im Gegensatz zum wohlerzogenen bosnisch-stämmigen Anwaltssohn Zlatko Junuzovic hatte sich der unberechenbare halbe Serbe Arnautovic im Training mit besonderem Einsatz keineswegs aufgedrängt.Narrenfreiheit genießt Arnautovic bei Teamchef Marcel Koller trotzdem nicht. Der Schweizer Koller hat ihm soeben eine EM-Kolumnentätigkeit verboten, obwohl die von einer Boulevardzeitung schon groß angekündigt wurde. Spaniens EM-Stars ist während der Endrunde sogar das Twittern untersagt.Auch diese Weisungen animieren zu einem Blick zurück Richtung Krankl. So erzählt dessen einstiger Ghostwriter und ehemalige Krone-Chefredakteur Michael Kuhn noch heute genüsslich, wie der junge Johann K. reagierte, als die FIFA erstmals ein Kolumnenverbot für WM-Spieler plante. "Macht nix, schreib i halt unter einem Pseudonym."

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