Tagebuch: Rückzieher
Von Wolfgang Winheim
Typisch Bundesliga!", riefen Spötter auf der Pressetribüne im Hanappi-Stadion, als sie erfuhren, dass das erste Tor der neuen Saison ein Tormann nach einer Fehlreaktion des gegnerischen Berufskollegen erzielt hatte. Typisch Bundesliga, wird es auch jetzt wieder heißen, weil Eurovisions-Sternchen Nadine Beiler entgegen des ursprünglichen Planes angehalten wurde, die Bundeshymne vor Salzburg - Austria doch in der bisherigen Version zu singen. Die Rückzieher mehren sich tatsächlich. Zuerst die Strafreduzierung für Rapid nach dem Abbruch-Derby, dann statt eines Punkteabzuges für Admira wegen ihrer Doppelverträge nur eine Geldbuße. Was die Hymne betrifft, so befürchtete der ÖFB rechtliche Probleme. Zudem wollte man nicht einen Polit-Streit beeinflussen. Dabei hatte Liga-Vorstand Georg Pangl nur ein Zeichen setzen wollen, wie willkommen ihm die holde Weiblichkeit auch in Stadien ist. Aber der Vater von vier jungen Damen und Austria-Trainer Karl Daxbacher wird's verkraftet (oder vor Anspannung kaum mitbekommen) haben, dass er kurz vor der Saisonpremiere seiner Elf einen Hymne-Text ohne Töchter hörte. Teamchef Didi Constantini, Vater zweier Töchter, wiederum hat im Hanappi-Stadion keinen Misston geortet, sondern zustimmend über das Gekreische von 75 Jugendlichen aus dem Kinderdorf gelächelt. Sie durften anstelle der Promis von Herbert Feurers Rapid-Legendenklub zum Geisterspiel. Die Aktion war eine gute Idee des seit dem Derby-Platzsturm so gescholtenen Rapid-Fan-Koordinators Andy Marek. Motorisch, körperlich oder sozial benachteiligte Kinder genossen Rapid - Admira als Riesenerlebnis, während wir verwöhnte Reporter den Stummfilm von Hütteldorf als fad empfanden ... So wie der siegreiche Rapid-Trainer Peter Schöttel übrigens auch.
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