Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Reden und reden lassen

Erfolgt keine Steigerung gegenüber dem Training, kann’s für die Abfahrer abseits der Hütten ung’mütlich werden.

Wolfgang Winheim
über die Kritik an der Abfahrts-Mannschaft

Gröden ist der vorweihnachtliche Lieblingsort der Österreicher, die Saslong aber nicht ihre Lieblingspiste. Erfolgt keine Steigerung gegenüber dem Training, kann’s für die ÖSV-Abfahrer abseits der urigen Hütten ung’mütlich werden.

Schon nach den Übersee-Abfahrten mussten sich die Speed-Piloten mangelnde Einstellung und Risikobereitschaft vorwerfen lassen. Würden Reporter so argumentieren, dann hieße es, die Großstadt-Typen sollen net blöd reden, sondern selbst runterfahren. Nur: Die Kritik erfolgte in der Sportwoche von einem Weltmeister ( Michael Walchhofer) und einem Olympiasieger (Stephan Eberharter). Walchhofer hat sie via ÖSV-Sponsor(Kronen-Zeitung) erneuert. Was insofern delikat ist, weil Walchhofer heuer zum ÖSV-Vizepräsident gewählt wurde.

Und wie reagieren die Rennfahrer?

Teamsenior Klaus Kröll sagt dermaßen beharrlich, dass ihm die Rederei seiner Ex-Kollegen wurscht sei, was darauf schließen lässt, dass das Gegenteil der Fall ist. Hannes Reichelt äußert Befremden. Ja, der Hahnenkamm-Sieger trat, obwohl von Walchhofers Kritik ausgenommen, vor die junge Mannschaft, um ihr zu sagen: "Wenn ich nach Karriereende auch einmal so blöd daherreden sollt’, dann könnts mich hauen."

Reichelt ist nicht auf den Mund gefallen. Durchaus vorstellbar, dass er einmal beim ORF als Renn-Analytiker die Nachfolger von Armin Assinger antritt. Letzterer feiert vor dem Mikrofon in Gröden seine Weltcup-Saisonpremiere. Wobei sich gerade Gröden auch für Assingers Millionen-Quiz eignen würde mit der Fangfrage, welcher österreichische alpine Top-Promi (wie auch Assinger) in Südtirol nie gewinnen konnte?

Richtige Antwort: Hermann Maier! Franz Klammer hingegen trumpfte auf der Saslong vier Mal auf, worauf Gröden alias Grappa-City zum Wallfahrtsort des Kärntner Fanklubs "Geeichte Leber " wurde.