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Tagebuch: Merci, Monsieur

Eine Streif mit 2020 Metern nicht einmal halb so lang wie zuletzt die Strecke am Lauberhorn –, aber der Sieger erhält die doppelte Gage.70.000 Euro für Didier Cuche.Seien wir keine Neidgenossen. Es war sogar gut, dass Monsieur Eidgenosse gewonnen hat.Weil a) der kleine Pisten-Kojak, den im privaten Outfit kaum wer für einen Hochleistungssportler halten würde, ein besonders sympathischer Bursche ist.Weil b) sich die Bosse des ÖSV damit trösten können, dass Österreich ohnehin einen Dreifach-Triumph gefeiert hätte, wäre Cuche schon jetzt und nicht erst im März zurückgetreten.Und weil c) der Westschweizer den österreichischen Ski-Fans die Gelegenheit gab, zu beweisen, dass sie gar keine so argen Chauvinisten sind.Der Abschiedsapplaus für den Rennrentner in spe fiel frenetisch aus. 30.000 feierten ihn – wie das in Adelboden ähnlich viele Schweizer mit Marcel Hirscher getan hatten –, als wäre Didier einer der ihren.Anders als im Fußball kennt Begeisterung im Skirennlauf keine Grenzen.Nicht auszudenken freilich, wenn mit Romed Baumann, Klaus Kröll und Joachim Puchner lauter Österreicher vom Podest gelächelt hätten. Dann wäre der Promillespiegel am Hahnenkamm wohl in eine unerträgliche Höhe gestiegen. Und dann hätten Oberlehrer aus der medialen Hochkultur in gewohnt sportverachtender Manier wieder daran erinnern müssen, dass der Skirennlauf außerhalb der Alpen ignoriert werde.Nur: Auch das schönste Symphoniekonzert, das geistig anspruchsvollste Bühnenstück oder der lauteste Polit-Streit im ORF wird in Afrika und Umgebung nicht unbedingt Schlagzeilen auslösen.Für den Skisport ist’s sogar ein gutes Zeichen, wenn sich der Boulevard für die Raser nicht rasend interessiert. Mit Ausnahme des Slowenen Andrej Jerman (in Beaver Creek Knie verdreht) hat der Abfahrtssport in diesem Winter kein einziges Verletzungsopfer gefordert.Auf der Streif sahen trotz dichtem Schneetreiben gar alle 62 Starter das Ziel.

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