Himmel, A. und Zwirn

Der 36-fache deutsche Nationalspieler und jetzige ARD-Fußballexperte Mehmet Scholl hatte in "Willkommen Österreich" zum Gaudium seiner ORF-Gastgeber in Anspielung auf die Fitness von Marko Arnautovic gemeint: "Da steckt a Achter-Arsch in einer Vierer-Hose." Doch bei allem Spott über den A von A: Der Auftritt von Arnautovic in Innsbruck ging nicht in die Hose. Im Gegenteil: Arnautovic war nicht nur wegen seines massiven Unterbaus beim 1:1 gegen Island der auffälligste Spieler.

Das wird auch Ex-Teamchef Dietmar Constantini so gesehen haben, der den Abend seines 59. Geburtstages im Tivoli-Stadion verbrachte. Unter ihm, dem Vorgänger von Teamchef Marcel Koller, hatte Arnautovic im Oktober 2010 (gegen Aserbaidschan) seine ersten Länderspieltore erzielt. Unter Kollers Vor-Vorgänger Karel Brückner hatte der Sohn einer Wienerin und eines Serben im Herbst 2008 auf Färöer sein Teamdebüt gefeiert.

Am Dienstag kommt’s in Olmütz zu einem Wiedersehen mit Brückner. Mit jenem kauzigen Tschechen, der im Februar 2010 mit dem Hinweis, dass ihn der Rücken schmerze, selbigen dem ÖFB zeigte. Ganz ohne Fußball aber kann Brückner auch mit 75 nicht leben: Er ist Berater des tschechischen Nationalteams, das als Gruppen-Dritter wie Österreich die WM-Qualifikation verpasst hat und das ohne Legionäre gegen Marcel Kollers Auserwählte antreten wird.

Unter Kollers Vor-Vor-Vorgänger Josef Hickersberger war Arnautovic im Mai 2007 erstmals in den "Teamkader auf Abruf" nominier worden. Die Meinung von Andreas Herzog, der Arnautovic einmal sogar noch größeres Potenzial als den Legenden Herbert Prohaska und Hans Krankl attestierte, hat Hickersberger freilich nie geteilt.

WM-Tourist

Bei der WM will Hickersberger seinen ehemaligen Assistenten Herzog wieder treffen, weil der in ähnlicher Funktion nun für US-Teamchef Jürgen Klinsmann tätig ist und Hickersberger das WM-Gruppenspiel USA – Deutschland vor Ort in Recife sehen wird.

Hickersberger fliegt im Auftrag eines deutschen Reiseveranstalters nach Brasilien, wo er, der es sowohl als Spieler (1978) als auch als Teamchef (1990) zur WM-Teilnahme gebracht hatte, betuchte Touristen hinter die Kulissen des Weltfußballs blicken lassen soll.

Kollers Vor-Vor-Vor-Vorgänger Krankl geht’s bei der WM gelassener an. Zumal dessen Brötchengeber Sky, der davor und danach alle Top-Ereignisse überträgt, beim Millionenpoker der FIFA ausgestiegen war.

Ab 19. Juli aber wird Krankl via Sky wieder losledern. Schließlich startet bereits eine Woche nach dem WM-Finale die Bundesliga. Und schließlich irritiert Wiener Fans die Personalpolitik der Wiener Klubs mehr als das 1:1 gegen Island. So lässt Rapid mit Christopher Trimmel (Union Berlin), Marcel Sabitzer (RB Salzburg) und Guido Burgstaller (Cardiff) gleich drei Mann mit Länderspielerfahrung ziehen. Altbewährtes halten und ein neues Stadion bauen – beides zugleich geht nicht. Zu hoch wurden die Gagenunterschiede verglichen zum Ausland und Red Bull.

Arnautovic verdient beim englischen Mittelständler Stoke mehr als die halbe junge Rapid-Elf mitsammen. Nämlich über acht, auf vier Jahre aufgeteilte und vertraglich garantierte Millionen. So gesehen kann A. über alle lachen, die sich über ihn lustig machen.