Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Häfenstückerln

Kartnig pflegt immer wieder verniedlichend zu sagen, dass er für Vergehen verurteilt wurde, die als Kavaliersdelikt galten im Fußball.

Wolfgang Winheim
über Hoeneß & Kartnig

Wenn andere ihre Fastenzeit beenden, beginnt sie für Uli Hoeneß. Der abgetretene FC-Bayern-Boss tritt nach Ostern seine dreieinhalbjährige Haftstrafe an. Medien beschreiben schon genüsslich, wie sein Alltag aussehen wird:

Dass Hoeneß in der Vollzugsanstalt Landsberg in einer Acht- Quadratmeter-Zelle zu nächtigen und blaue Häfenkluft zu tragen hat; dass er in der Gemeinschaftsdusche auf Mörder treffen kann; dass er seine Bayern in der Liga nie live sehen wird, weil Pay-TV (Sky) verboten ist.

Ö 3-Komödiant Gernot Kulis wüsste eine Strafverschärfung der anderen Art – indem Deutschlands bekanntester Steuersünder fünf Jahre die Leitung von Sturm Graz übernehmen muss. Der Radio-Mann hatte es als 17-jähriges Talent selbst zum Kadermitglied des SK Sturm gebracht. Das war während der spektakulären Präsidenten-Ära von Hannes Kartnig. Ihm wurden vor 25 Monaten fünf Jahre unbedingt (plus 6,6 Mio. Euro Rückzahlung) aufgebrummt.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Noch taucht Kartnig bei Großveranstaltungen im VIP-Bereich auf. Am 23. April entscheidet der Oberste Gerichtshof in Wien über eine Wiederaufnahme des Prozesses.

So wie Hoeneß, dem Kanzlerin Angela Merkel für dessen Geständnis plus den Rücktritt als Bayern-Boss öffentlich "Respekt" zollte, wurde Kartnig in Österreich nicht für alle Politiker zur Unfigur. Der Steirer ist bei Festen von Niederösterreichs Landes-Erwin (Pröll) nach wie vor geladener Gast.

Kartnig pflegt immer wieder verniedlichend zu sagen, dass er für Vergehen verurteilt wurde, die als Kavaliersdelikt galten im Fußball. Tatsächlich war bis in die 90er-Jahre selbst bei Wiens Topklubs das Steuerschnalzen eine Spezialdisziplin. In Südeuropa ist sie es bis heute noch.

So ermittelt die spanische Justiz gegen den FC Barcelona. Im Zusammenhang mit dem 80- oder 110(?)-Millionen-Transfer des Brasilianers Neymar sollen fast 40 Millionen beim Finanzamt nicht deklariert worden sein. Eine Summe, die dem Gehaltsbudget von Österreichs Krösus RB Salzburg entspricht.