Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Tagebuch: Der höchste Reibebaum

Stefan Maierhofer. Die Rückkehr des Größten animiert zum groteskenreichen Blick zurück. März 2003: Sollte der "Lange" bei Vienna in der Regionalliga je Stammspieler werden, lässt der damalige Vienna-Kapitän und Ex-Rapidler Franz Weber ultimativ wissen, dann wirft er die Fußballschuhe weg. Das Thema M. erledigt sich von selbst. Der Lange, der auch auffiel, indem er sich mit Sonnenbrille auf die Ersatzbank setzte, kehrt in die NÖ-Landesliga zurück. Mai 2005: Als Stürmer von Langenrohr besitzt Maierhofer die Kühnheit, sich per eMail ausländischen Topklubs anzubieten. Der FC Bayern München lädt ihn tatsächlich zum Probetraining bei den Amateuren ein. Dort verblüfft der Landesliga-Kicker dermaßen, dass Bayerns Langzeit-Coach Hermann Gerland seine Amateure (die alle Profis sind) vorwurfsvoll fragt, weshalb "so ein Waldmensch aus Österreich" die besten Werte haben kann. Der Wirtssohn von der Gablitzer Hochramalm bewährt sich bald auch in der süddeutschen Regionalliga, worauf ihm Felix Magath zum Debüt in der "Ersten" verhilft und die Bild-Zeitung Maierhofer zum " Dirk Nowitzki des FC Bayern"hochjubelt. Letztlich sind die Bayern dem 2.02-Meter-Mann doch eine Nummer zu groß, weshalb er zu Koblenz bzw. zu Fürth wechselt. Dort wird er, obwohl von Verletzungen zurückgeworfen, von Bruno Labbadia im Bayern-TV der am meisten unterschätzte Spieler der zweiten Liga genannt. Ex-Rapid-Coach Peter Pacult denkt damals ähnlich. Frühjahr 2008: Als Maierhofer von Pacult im Derby eingetauscht wird, empfindet das Franz Weber als Tiefpunkt des Fußballs. Nur Webers bester Freund, der Rekordinternationale Andi Herzog, kann den Empörten mit Mühe am Verlassen des Hanappi-Stadions hindern. Maierhofer schießt zwei Tore und steuert später zu Rapids 7:0 in Salzburg erneut zwei Tore bei. Von Teamchef Josef Hickersberger bekommt der Bursche mit der Basketball-Statur dennoch einen Korb. Doch weder die verpasste Heim-EM noch ein glückloser England-Transfer können sein Selbstvertrauen erschüttern. Maierhofer bringt es in Deutschland zum meist interviewten Mann der 2. Bundesliga. Der Leihstürmer schießt Duisburg ins Cup-Finale, bei dem er am 0:5 gegen Schalke schuldlos ist. Kaum genesen von einem Beinbruch, bleibt ihm nur die Zuschauerrolle. Maierhofer wird auch in Salzburg mehr reden und rennen als andere. Er wird auch dort nicht die Herzen von Fußball-Ästheten erobern. Er wird der höchste Reibebaum bleiben. Aber Maierhofer hat Unterhaltungswert. Der Riese ist ein Typ, der dem Championat der grauen Mäuse wieder Farbtupfer beschert.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Bilder

  • Kommentar

  • Hintergrund

  • Bilder