Tagebuch: Beziehungskisten
Von Wolfgang Winheim
Im Dezember 2007 forderte die US-Schnellste in St. Anton mit strahlendem Lächeln die Reporter auf, ihren neuen Namen fünf, sechs Mal zu wiederholen, um ihn richtig auszusprechen. "Wounn. Nicht Von." Vier Jahre später löste Lindsey Vonn, geborene Kildow, mit der Nachricht über ihre Scheidung ein weltweites "Wow" aus. Die Internet-Zeit bringt es mit sich, dass Trennung plus Gerücht, wonach ein Football-Profi der Denver Broncos Lindseys neuer Herzbube sei, von der US-Öffentlichkeit mehr registriert werden als alle ihre ... Skisiege. Egal, ob alles der Wahrheit entspricht, Stars haben sich damit abzufinden, dass ihr Privatleben auf der elektronischen Klatschbörse gnadenlos ausgeleuchtet wird. Wer googelt, dem springen weniger die seriösen Infos, sondern Stichworte wie "Jogi Löw Perücke", " Philipp Lahm schwul" oder " Hermann Maier neue Freundin" ins Auge. Maier, der am Mittwoch seinen 39. Geburtstag feiert, ist wie der fast 45-jährige Alberto Tomba nach wie vor Junggeselle. Viele Skistars scheuen vor dem Traualtar zurück, wohl wissend, dass sich Rennfahrerjob plus Ego (noch) nicht mit einer konfliktfreien Ehe vereinbaren lassen, obwohl der polygame Bode Miller seit drei Jahren Vater einer Tochter und Benjamin Raich seit sechs Jahren mit Slalom-Königin Marlies Schild liiert ist. Die österreichischen Sieganwärter des sonntägigen Riesenslaloms von Beaver Creek wiederum reagierten emotionslos realistisch auf das Ende des Er-und-Sie-Laufes von Lindsey und Thomas Vonn: Marcel Hirscher glaubt, dass die schöne Lindsey für die Fans noch interessanter werde, "weil sie jetzt wieder frei am Markt ist". Und Philipp Schörghofer sieht in der Scheidung kein spezielles Skifahrer-Problem, sondern nur die allgemeine Statistik bestätigt, wonach jede zweite Ehe scheitert. Diesbezüglich liegen die erfolgreichsten Lenkraddreher Niki Lauda und Gerhard Berger plus Tennis-Legende Thomas Muster und Rekord-Läuferin Steffi Graf im Trend. Auch die Hälfte jener Fußballer, die den WM-Teams von 1978, 1990 oder 1998 angehörten, sind nicht mehr mit den Frauen verheiratet, die zum Zeitpunkt der WM wohl am meisten mitgelitten hatten. Zwei Stürmer schlossen sich der spätpubertären Sturm-und-Drang-Periode jedoch nie an. Walter Schachner und ... Hans Krankl. Ausgerechnet jener Johann K., der sich zum Egoisten verwandelte, sobald ein Ball vor ihm aufsprang, gilt als die personifizierte Treue und vorbildlicher Familienmensch.