Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Slalom um verschwundene Millionen

Marcel Hirscher darf nach dreiwöchiger Zwangspause wieder in der TV-Werbung auf Audi abfahren

Wolfgang Winheim
über die Zeit nach den Olympischen Spielen

Eine Woche nach den Olympischen Winterspielen von Sotschi:

Skisieger dürfen wieder Preisgeld kassieren.

Aksel Lund Svindal und Eric Guay dürfen wieder ihre Red-Bull-Mützen aufsetzen;

Marcel Hirscher darf nach dreiwöchiger Zwangspause wieder in der TV-Werbung auf Audi abfahren;

Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer darf sich über seinen ersten Podest-Platz im Abfahrts-Weltcup freuen.

Die Abfahrts-Endwertung ist bereits zugunsten von Svindal entschieden, obwohl sich der Norweger in Kvitfjell mit den Rängen fünf und sechs begnügen musste. Er hatte sich bei den Heimrennen in Hinblick auf den Gesamtweltcup mehr erwartet.

Am Wochenende könnte ihn Hirscher wieder von der Spitze verdrängen, wenn in Kranjska Gora gecarvt wird. In jenem slowenischen Casino-Ort, zu dem Österreicher aus unterschiedlichen Gründen besondere Erinnerungen haben.

In Kranjska Gora, auf der südlichen Seite des Wurzenpasses, feierte Olympiasieger-Papa Helmut Mayer 1987 seinen einzigen Weltcup-Sieg.

In Kranjska trumpften später Christian Mayer, Benjamin Raich und zuletzt Hirscher auf.

In Kranjska fuhr Rainer Schönfelder mit Hypo-Helm am Podest vorbei.

In Kranjska wurden Rennen während der Kommunisten-Zeit von Reportern zum Cevapcici-Weltcup umgetauft, bevor etliche Winter später (ab der Jahrtausendwende) die Hypo Bank als Hauptsponsor protzte, worauf’s einem nachträglich auch ohne Zwiebel noch die Tränen in die Augen treibt.

Kolonnenweise waren Ehrengäste samt Familien auf Hypo-Kosten in Limousinen herangekarrt und bewirtet worden. Es handelte sich großteils um Provinzbonzen aus dem Balkan- Raum, denen der Weltcup egal war und die das Rennen manchmal gar nicht mitbekamen, zumal ihr Blick vom Sliwowitz getrübt war.

Schnee von vorgestern. Um auf das Bank-Desaster anzuspielen, benötigt es Kranjska Gora nicht.

Im Hypo-Stadion

Schon vor den Skirennen holt Sportberichterstatter ein bisserl die Hypo-Vergangenheit ein: Wenn das Nationalteam am Mittwoch in Klagenfurt zum Länderspiel gegen Uruguay im Wörthersee-Stadion einläuft, das so heißt, seit es mit der Bank den Bach runterging.

Die Stadt Klagenfurt hat die Bedingungen des ÖFB erfüllt und die erst sieben Jahre alte, ehemalige Hypo-Arena so weit in Ordnung gebracht, dass wieder alle 30.000 Sitzplätze benützt werden dürfen. Im Kärntner Fußball-Alltag genügen 2000, zumal in Österreichs schönstem Stadion nur der Regionalligaklub Austria Klagenfurt kickt. Der angeblich ebenfalls mit Hypo-Geld mitfinanzierte Bundesligaklub FC Kärnten ist längst liquidiert.

66 Millionen Euro verschlang der Hypo-Stadion-Bau. Das sind Peanuts in Anbetracht der kolportierten 14, 15, 16, 17 oder 18 Milliarden-Pleite, aber grob geschätzte 20 Millionen mehr, als das künftige Rapid-Stadion in Wien kosten soll.

Korrekterweise sei hinzugefügt: Ohne Hypo-Geld wäre das Stadion nie entstanden. Und ohne Kärntner Stadion hätte Österreich nie die EM 2008, auf die Politiker aller Couleurs so stolz waren, bekommen.