Schaumgebremst
Von Wolfgang Winheim
Heute undenkbar", antwortet Jakob Falkner, der den Söldener Gletscher-Weltcup erfand, auf die Frage, ob am Rettenbachferner noch am selben Hang gefahren werden könne wie bei der Premiere vor 15 Jahren.
Zu sehr hat sich der Gletscher zurückgezogen. Das ewige Eis wird seiner Bezeichnung nicht mehr gerecht. Aber die Ötztaler fühlen sich gerüstet für eine eislose Zukunft. Sie können ihre Schneekanonen auch in 3000 Meter Höhe rund um die Uhr aktivieren. Und dem Hotelier Falkner rennen betuchte Gäst’ die Türen seines Fünf-Sterne-Schuppens nicht nur am Weltcup-Wochenende ein.
Um das Ibiza des Wintersports scheint die Wirtschaftskrise einen Riesen-Stemmbogen zu machen. Die Autos werden immer größer, die Partys immer mehr.
Auch die Nachricht vom tödlichen Autounfalls des ÖSV-Rennläufers Björn Sieber hielt das großteils jugendliche Publikum nicht vom ausgelassenen, nächtlichen Feiern ab. Nur der Bieranstich des offiziellen WM-Bräus wurde anlässlich des Empfanges "100 Tage vor Schladming" in Sölden aus Pietätsgründen abgesagt.
Siebers Teamkollegen legen am Sonntag einen Trauerflor an, ehe Marcel Hirscher, Benjamin Raich, Philipp Schörghofer und Hannes Reichelt versuchen werden, den ersten österreichischen Gletscher-Sieg seit 2005, seit Hermann Maier, einzufahren. Maier lässt sich auch heuer in Sölden nicht blicken. Ganz im Gegensatz zu anderen prominenten Rennpensionisten.
So verriet der Schweizer Didier Cuche in Sölden einer staunenden Zuhörerschaft, dass er im Sommer mit zum Training nach Feuerland geflogen sei, um seinem Landsmann Beat Feuz mit Tipps den Umstieg aufs neue Material zu erleichtern. Und so zeigte auch Anja Pärson bei der Head-Pressekonferenz keine Scheu vor der Journalistenmenge. Vielmehr erzählte die siebenfache schwedische Weltmeisterin, ...
... wie glücklich sie sich als Mutter eines Buben fühle, den ihre Lebensgefährtin zu Welt gebracht hat;
... und wie erleichtert sie sei, dass ihr Outing über ihr Privatleben von der Öffentlichkeit akzeptiert werde.
Das wiederum wäre in dieser ehrlichen Form vor 15 Jahren noch undenkbar gewesen.
wolfgang.winheim@kurier.at
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