Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Salzburger Festspiele mit Folgen

Und das, obwohl das Sportbudget dieses Bundeslandes ein Zehntel des Kultur-Budgets beträgt

Wolfgang Winheim
über erfolgreiche Salzburger Sportler

Die Hauptdarsteller des ersten WM-Herren-Rennens befinden sich in einem Alter, in dem Fußballern von der Tribüne schon zugerufen wird: "Oida, wann hörst endlich auf?"

Der sechste Rang von Aksel Lund Svindal, 32, war eine Sensation, hatte der Norweger doch erst vor vier Monaten beim Kicken eine Verletzung (Achillessehnenriss) erlitten, über die Ärzte sagen, dass man ein bissel Sport frühestens nach einem halben Jahr wagen soll.

Die Leistung von Bode Miller, 37, nur zehn Wochen nach einer Bandscheiben-OP wäre eine Sensation gewesen, wenn der Ski-Hippie nach Zwischenbestzeit nicht ein Richtungstor folgenschwer gestreift hätte.

Der Sieg des Hannes Reichelt, 34, war keine Sensation, hatte er, der nach wie vor mit dem Waldhorn die Radstädter Musikkapelle verstärkt, der Konkurrenz heuer schon bei der längsten Abfahrt am Lauberhorn den Marsch geblasen.

Ehe einem leidenschaftsloses Kommentieren vorgeworfen wird, sei rasch hinzugefügt:

Es waren zwei super-spannende Super-Gs. Mit Super-Quoten für den ORF. Und Super-Erfolgen für den ÖSV, zumal 1,234 Millionen Hannes Reichelt und gar 1,294 Anna Fenninger siegen sahen. Die beiden Salzburger schließen an die glorreichen Salzburger Ski-Zeiten eines Hermann Maier, eines Michael Walchhofer, einer Petra Kronberger oder Alexandra Meissnitzer an. Und die aus dem Salzburger Kleinarl stammende Jahrhundertsportlerin Annemarie Moser-Pröll freut sich als Vail-Ehrengast vor Ort.

Nicht weniger als 34 WM- und Olympia-Medaillen haben Salzburger Alpine seit 1999, seit der letzten WM in Colorado, bereits erobert. Und das, obwohl das Sportbudget dieses Bundeslandes ein Zehntel des Kultur-Budgets beträgt. Beeindruckt von den aktuellen Salzburger Ski-Festspielen ließ Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer den Salzburger Ski-Präsidenten Bartl Gensbichler aber umgehend wissen, dass er eine Bewerbung Saalbachs für die Ski-WM 2021 massiv unterstützen werde. Österreich-interner Konkurrent wird St. Anton sein.

Amerikanern ist völlig wurscht, woher österreichische Sieger kommen. Die ziehen keine Grenzen zwischen Salzburg und Tirol. Doch sollte sich der eine oder andere Dollar-Millionär, weil er in der NBC-Übertragungen ständig das Wort Austria hört, zu einem Familienurlaub in den Alpen entschließen, dann hätten sich die Mühen der Werbeträger Anna und Hannes schon ein bissel rentiert.

Zwischen Miami und San Diego schert sich zwar niemand ums Brettlrutschen. Und in den skiaffinen Bundesstaaten Colorado, Utah und an der windigen Ostküste zwischen New Hampshire und Maine wird Sportfreaks eher als ein ÖSV-Triumph Lindsey Vonn und das Schicksal von Bode Miller nahegehen. Wobei ihr Tiroler US-Ski-Chef Patrick Riml ausspricht, was so ziemlich alle denken im von Show und Sponsoren abhängigen Skizirkus:

Der Oide darf net aufhören.