Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Offensiver Präsident

Von wegen Jausengegner. Vor dem Retourspiel steht’s 88:55 für Kasachstan. Der kasachische Verband verfügt über 88 Angestellte, der ÖFB über 55. Darüber hinaus hat jeder kasachische Erstliga-Klub ein zweistelliges Euro-Budget, von dem in Innsbruck, Mattersburg oder Ried nur geträumt werden kann.Doch mit dieser Information soll nicht für eine neuerliche Enttäuschung gegen Kasachstan vorgebaut werden. Vielmehr heißt es: Jetzt oder nie.Jetzt haben drei Punkte in der WM-Qualifikation eingefahren zu werden. Denn in vier, fünf Jahren wird’s vermessen sein, von einem österreichischen Nationalteam gegen ein Entwicklungsland einen Pflichtsieg zu verlangen. Weil überall in ehemaligen Sowjetländern parallel zum Ball der Rubel rollt. Geld, über dessen Herkunft die Menschen nicht zu fragen wagen. Mit dem aber neue Leistungszentren und riesige Fußball-Hallen entstehen, die einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen.Hierzulande werden die Mittel maximal dazu reichen, dass den Rapidlern nicht das Dach ihres sanierungsbedürftigen Hanappi-Stadions auf den Kopf fällt. Auch in Linz kann nicht neu gebaut, sondern nur renoviert werden.ÖFB-Präsident Leo Windtner bricht in der neuen Verbands-Postille Corner mit einem Tabu-Thema. Der energiegeladene Boss der OÖ-Energie prangert in seinem Vorwort an, dass der Sport in Österreich zehn Mal weniger Subventionen erhalte als die Kultur.Windtners Vorgänger Friedrich Stickler bevorzugte eine ungleich vorsichtigere Gesprächskultur. Dementsprechend entsetzt war Schöngeist Stickler auch, als er vor genau zehn Jahren während des Fluges zum Ländermatch nach Weißrussland im KURIER las, dass sein Verbandes-Vize Karlheinz Kopf den Bundesliga-Präsidenten "untragbar" nannte.Stickler vorwurfsvoll: "Wie kann man nur über eine so tolle Person so respektlos reden!? Und das dann noch abdrucken."Der Name des Mannes, den Stickler damals für den Heilsbringer im Fußball hielt: Frank Stronach. Nur das 2:0 in Weißrussland (unter Teamchef Hans Krankl) stimmte Stickler versöhnlich. Kein Sieger von Minsk ist heute noch dabei.