Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Mozart genügt nicht

Ein Sportjournalist aber darf nicht von vornherein gegen Olympia opponieren.

Wolfgang Winheim
die mögliche Wiener Olympia-Bewerbung

In Garmisch, wo Tina Maze am Samstag den Weltcup-Punkterekord Hermann Maiers übertraf, sollten 2018 die olympischen Skirennen stattfinden. Sollten ...

München hat trotz hochkarätiger Wahlkampfhilfe von Katharina Witt, Franz Beckenbauer usw. das Tauziehen um Winter-Olympia gegen Südkorea verloren. So wie zwei Mal davor Salzburg gegen Vancouver 2010 und Sotschi 2014.

Sommer-Olympia ist noch um drei Nummern größer. Dennoch sagt Bürgermeister Michael Häupl, "dass wir gewinnen, sollte sich Wien für 2028 bewerben." Das ist so, als würde Austria-Anhänger Häupl den Austria Amateuren aus der Regionalliga Ost die Qualifikation für die Champions League zutrauen.

Allein mit den Schmiergeldern, die Wien in den Olympia- Lobbyismus zu stecken hätte, ließen sich die Traditionsklubs Vienna, Sportklub sanieren. Denn mit Mozart, wie das die Salzburger dachten, oder mit Schwärmereien über Schönbrunn und Oper, werden die IOC-Wähler nicht zu ködern sein.

Ein Sportjournalist aber darf nicht von vornherein gegen Olympia opponieren. Im Gegenteil: Tausende Jobs plus neue Perspektiven für den Sport würde es geben. Das freilich war schon die einhellige Meinung, als im 65er-Jahr das Thema Olympia in Wien auftauchte und ich als Reporter-Lehrbub sämtliche Fachverbände abklappern durfte. Deren Chefs reagierten damals ähnlich wie ihre Nachfolger jetzt, 48 Jahre später, bei einer APA-Umfrage:

Alle begrüßen die Olympia-Idee. Doch alle weisen auf das Fehlen würdiger Sportstätten hin. Speziell in Wien, wo bald schon jeder Bau eines Tennisplatzes Anrainerproteste auslöst, verfügt der Sport auch nicht über den nötigen gesellschaftliche Stellenwert. Das weiß der oberste Rathausmann. Nur wird bzw. kann er nie zugeben, dass dem Sport in Österreich in letzter Zeit fast nur noch in zwei Situationen zu einer besseren Infrastruktur zu verhelfen war:

Wenn eine Wahl bevorstand oder ... wenn ein sportliches Großereignis im Land aus Angst vor einer internationalen Blamage zum Dampfmachen zwang.