Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Kleine Sorgen – große Sorgen

Den Weltcup-Führenden überkommt schon bei der Ortstafel Kitzbühel Riesenrespekt.

Wolfgang Winheim
über Kitzbühel

Ob Karl Schranz, Franz Klammer oder Hermann Maier – das Wort Angst hatten sie als Aktive aus ihrem Vokabular gestrichen.

Streif-Streckenrekordhalter Fritz Strobl und Ex-Weltmeister Hannes Trinkl wiederum geben erst jetzt, Jahre nach dem Karriereende, zu, dass sie mit vollen Hosen im Starthaus standen. Umso bemerkenswerter ist, dass mit Aksel Lund Svindal zumindest ein aktueller Star gesteht, dass er zumindest ein Mal im Winter Muffensausen verspüre: Den Weltcup-Führenden überkommt schon bei der Ortstafel Kitzbühel Riesenrespekt.

Angst und bang könnte dem gesamten Skizirkus vor Olympia in Anbetracht der islamistischen Terrordrohungen werden. Doch vor allem ÖSV-Athleten reagieren völlig unaufgeregt. Vielleicht, weil die Verbandsführung riet, sich politisch nicht zu äußern. Vielleicht auch, weil ihr Olympia-Quartier fernab von Menschenmassen in 1200 Metern Höhe an der Piste liegt und sie dort logieren werden wie in einem goldenen Käfig. In den werden als Erste die Abfahrer am Abend des 3. Februar einziehen.

Noch sind die Downhiller ganz auf Kitz fokussiert, wo die Angst umgeht, dass außer dem auf Freitag vorverlegten Torlauf nur der Party-Slalom möglich sein wird.

Alle Jahre wieder reißt’s die Promis (und jene, die sich dafür halten) am Freitag zwischen Audi-Nacht und A1-Fest herum.

Alle Jahre wieder präsentiert Ex-Weltmeister Harti Weirather Samstagabend in einem Luxus-Zelt einen Überraschungsgast.

Alle Jahre wieder bleibt bis zuletzt geheim, ob Arnold Schwarzenegger kommt.

Und alle Jahre wieder bleibt Franz Beckenbauer seinem Tiroler Lieblingsort, wo er kürzlich eine Immobilie mit Kaffeehaus in der Fußgängerzone erworben hat, just am Weltcup-Wochenende wegen des Rummels fern.

Im Februar aber zieht der FC-Bayern-Ehrenpräsident Skirennen sogar der deutschen Fußball-Bundesliga vor. Er will erstmals Winterspiele vor Ort erleben. Er fliegt nach Sotschi. Wie Putin-Freund Schranz hat offensichtlich auch er weder Angst noch politische Bedenken.