Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Genug gespottet

Für alle, die im Gegensatz zu 300.000 ORF-Sehern Admiras spektakuläres 5:1 im Europa-B-Bewerb gegen Schalgiris versäumten, noch einmal die Schilderung eines Zaubertores: Issiaka Ouedraogo passt nach Spurt übers halbe Feld in den Strafraum, wo Patrick Jezek einem Litauer die Kugel im Stil von Lionel Messi durch die Beine schiebt, ehe er sie im Netz versenkt.

Und für alle, die im Matchbericht den Schlusssatz überlasen: Jezek ist einer von 110 Profis, die in der siebenjährigen Red-Bull-Ära in Salzburg ausgemustert wurden. Ouedraogo schaffte es dort erst gar nicht in den elitären Kreis der Wunderkicker, die soeben gegen ...

Stopp. Über die Blamage gegen Düdelingen wurde genug gespottet. So viel Häme hat zumindest Dietrich Mateschitz nicht verdient. Er mag bei seinem Einstieg ins Fußballgeschäft wie viele Wirtschaftskapitäne vor ihm geglaubt haben, wenn man oben Millionen reinschüttet, muss unten der Europapokal rauskommen. Doch bei aller Schadenfreude sei festgehalten:

M. lief nie wie Frank Stronach bis zum Zaun, um dem Trainer zu erklären, wen er austauschen soll. M. hat nie ins Bild gedrängt. M. hat mit Privatkapital verhindert, dass Salzburgs Stadion (wie Innsbruck) zurückgebaut wurde. M., der genauso sein Safterl in Billiglohnländern produzieren könnte, hat auch im Sport – angefangen von der Akademie – unzählige Arbeitsplätze geschaffen. Allein bei den neuen RB-Farmteams Liefering und Pasching herrscht eine bessere Zahlungsmoral als bei so manchem Traditionsklub.

Liefering und Pasching könnten an guten Tagen Düdelingen ärgern. Die Herren Mendes und Co. indes haben es nicht getan und dem gesamten Fußball einen Schaden zugefügt, den Red Bulls neuer deutscher Sportchef Ralf Rangnick im vollen Umfang noch gar nicht begreifen wird. Er soll wissen.

Anders als in seiner Heimat ringt die Liga hierzulande um ihre Glaubwürdigkeit. Nur wenn endlich der Einzug in die Champions League gelingt, wird der heimische Kick auch von den fast zwei Millionen Österreichern ernst genommen, die beim EM-Finale zusahen.

Nach Pleiten wie gegen Düdelingen aber wird Lob über gute Meisterschaftsspiele für Schönfärberei gehalten und eine TV-Quote von 300.000 das Liga-Limit bleiben.