Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Gedenken an den Hahnenkammsieger

Vor genau 30 Jahren war der dreifache Vater und zweifache Hahnenkammsieger tödlich verunglückt.

Wolfgang Winheim
über Josef Walcher

Hermann Maier wird heute auf Ersuchen des ORF im Kitzbüheler Starthaus noch einmal Ski anschnallen – aber spätestens bei der Mausefalle abschwingen.

Der Grund: Auf der Streif wird bereits für die nächstjährige Universum-Sendung anlässlich des 75. Hahnenkammrennens gedreht. Noch aber kämpft der Skiclub um das Zustandekommen der 74. Streif-Show. Nie zuvor war dafür Schnee von gestern so wichtig. 1800 Tonnen davon wurden von einer schattigen Familien-Piste an den Hausberg geflogen.

Hansi Hinterseer ist überzeugt, dass sich die Mühen seiner Freunde lohnen und nicht nur Partys, sondern auch Rennen stattfinden werden.

Im Drei-Minuten-Takt steigen Hubschrauber auf. Leicht möglich, dass angesichts dieser Meldungen so manch Umweltschützer in die Luft geht. Doch es geht längst nicht allein um ein Rennen, sondern um das Stoppen einer für den Wintertourismus fatalen Antipropaganda. Also sei festgestellt:

Kirchberg brachte gestern einen Europacup-Damen-Riesenslalom (Siegerin Kathrin Zettel) anstandslos über die Kunstschneebühne. Und höhere Kitzbüheler Regionen erlauben auch Touristen anspruchsvolle Brettlvergnügen.

Es stimmt einfach nicht, dass, wie in den USA bereits gemeldet, in Österreich nicht Ski gefahren werden kann. Und es ist auch falsch, dass das Night-Race in Schladming wackelt. Dort braucht keiner der bereits 25.000 Kartenbesitzer zu befürchten, dass er Marcel Hirscher am 28. Jänner bestenfalls beim Joggen sieht.

Bereits morgen versammeln sich Schladminger in Gedenken an Josef Walcher.

Vor genau 30 Jahren war der dreifache Vater und zweifache Hahnenkammsieger tödlich verunglückt. Am selben Tag, an dem Walcher seinem Sohn Marc zu dessen 5. Geburtstag neue Ski hätte schenken wollen. Marc verehrte seinen Papa, wollte Rennfahrer werden wie er. Heute ist er Magister und geschäftlich oft im Ausland.

Der Todessturz des Schladminger Abfahrts-Weltmeisters von 1978 passierte nicht in einem heiklen Weltcup-, sondern in einem vermeintlich harmlosen Hobby-Rennen. Walcher hatte seine Karriere mit 29 beendet. In einem Alter, in dem so manche der aktuellen Rennfahrergeneration (wie der Schweizer Patrick Küng) erst mit dem Siegen beginnen.