Erleichterung & Enttäuschung
Von Wolfgang Winheim
Das österreichische Herren-Team wühlt weiterhin im Blechsalat.
über Österreichs Ski-Herren
Schlecht is gangen. Nix is g’schehen! Alle überstanden eine der heikelsten Mutproben in der alpinen WM-Geschichte ohne ernsthafte Blessuren. Und Hannes Reichelt sprach aus, was auch die anderen zwölf Ausgeschiedenen dachten: „Ich bin froh, dass ich noch g’sund im Ziel stehen kann.“ Doch nur im ersten Moment war die Erleichterung größer als die Enttäuschung.
Nach Reichelts viertem Rang im Super-G ein vierter von Klaus Kröll in der Abfahrt. Das österreichische Herren-Team wühlt weiterhin im Blechsalat.
In fünf Wochen, beim Weltcup-Finale, wird ÖSV-Sportchef Hans Pum wieder der Pokal für den überlegenen Sieg in der Nationenwertung überreicht werden. Somit kann nicht alles falsch sein, was der ÖSV mit seinem 38-Millionen-Euro-Budget so treibt. Aber das Warten auf den ersten österreichischen WM-Abfahrtssieg seit 2003 wurde um zwei weitere Jahre prolongiert. Daher ist’s legitim, zu fragen, ob es anderen besser gelingt, am Tag X in Topform zu sein. Und ob der Heimvorteil wegen des Erwartungsdrucks zum Heimnachteil wurde.
So wie die Nullnummer bei Sommerolympia ist auch das Abfahrtsresultat keine nationale Katastrophe. Doch so wie nach London 2012 posten empörte Steuerzahler, wie sie denn dazu kämen, dass „Sportler um unser Geld versagen“. Ski-Präsident Peter Schröcksnadel wird mit dem Dementieren kaum nachkommen.
Vor Ort reagieren die Fans ungleich freundlicher. 30.000 rot-weiß-rote Fahnenschwinger feierten den norwegischen Sympathicus Aksel Lund Svindal wie einen der Ihren. Selbst als der Spanier Paul de la Cuesta 6,41 Sekunden (= 176,71 Meter) langsamer als der Sieger durch Ziels fuhr, brandete tosender Beifall auf. Obwohl das schon wieder an hohe Länderspiel-Niederlagen in Valencia erinnerte, wo die Aficionados nach einem passablen Schuss den österreichischen Verlierern applaudiert hatten.
Irgendwie kommt einem auch vieles, was da derzeit so trotz Top-Organisation in Schladming abgeht, ein bissel spanisch vor. Aber noch hat Ski-Österreich den halben Holländer Marcel Hirscher im Talon.